Begonnen hatte der Lauf der Gewalt vor vier Jahren, anno Apo 68 -- nach zwei Jahrzehnten, in
denen politische Militanz die Bundesbürger allenfalls gelegentlich geschreckt hatte
und zudem stets mit einem Hauch von Exotik versehen war: Ziele politisch bedingter
Gewalttaten waren in den fünfziger und
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der sechziger Jahre in der Bundesrepublik zumeist Waffenhändler (wie Otto Schlüter,
1957, Abd el-Kader, 1959, und Walter Heck, 1961) oder Exilpolitiker (wie Abdullah
Fatalibey, 1954, Lew Rebet, 1957, und Stefan Bandera, 1959) gewesen. (S72/MAI.00439
Der Spiegel, 29.05.1972, S. 24; "Die Guerilla kämpft aus dem Hinterhalt")
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Harold Bloom, der am 11. Juli 2000 seinen 70. Geburtstag feierte, ist gegenwärtig der am
häufigsten gelesene und zugleich vielfältig kritisierte Literaturwissenschaftler in
den USA. Er lehrt - zu seinem Vergnügen außerhalb eines Fachbereiches - an der Yale
University und zugleich an der New York University. Bereits gegen Ende der fünfziger
und
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der sechziger Jahre machte er sich als Literaturhistoriker mit Büchern über die englische
Romantik einen Namen, in den siebziger Jahren rückte der literaturtheoretische Ansatz
in den Vordergrund, und in den neunziger Jahren erregte sein Buch The Western Canon:
The Books and the Schools of Ages (1994) große Aufmerksamkeit, weil Bloom dem technokratischen
Zeitalter, in dem Kino und Fernsehen das Bewusstsein ausfüllen, eine Gegenwelt entgegensetzte,
um wenigstens eine Spur von Bildung (im traditionellen Sinn) im 21. Jahrhundert zu
erhalten. Von allen Autoren der Weltliteratur räumte er Shakespeare den höchsten Rang
ein, weil er der Erfinder des Menschlichen sei. Dieser These ist die Gesamtdeutung
des Dramatikers gewidmet, die 1998 unter dem Titel Shakespeare: The Invention of the
Human erschien und im Berlin Verlag in einer von Peter Knecht besorgten Übersetzung
dem deutschsprachigen Publikum vorgelegt wurde. (Z01/105.02126 Die Zeit (Online-Ausgabe),
02.05.2001; Lieben, hassen, scheitern [S. 62])
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Heute kommt es mir vor, als habe meine Kindheit in Schwarzweiß stattgefunden. Das kann an
der Mauer gelegen haben. Das kann an den Bäumen gelegen haben, die nicht älter als
ich selber und meine Kreuzberger Neubausiedlung waren. Das kann an der Oranienstraße
liegen, die noch immer zu den grauesten der Stadt gehört, obwohl die Bäume inzwischen
ihr Bestes getan haben, um die Sache ein wenig in Ordnung zu bringen. Am Ende der
fünfziger,
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der sechziger Jahre kamen wir alle, die Siedlung, die Bäume, die Mauer und ich, so
ungefähr gleichzeitig auf die Welt. Und die Welt, das war für uns damals das äußerste
Ende des alten Westens und die Mitte des jungen West-Berlin. Das Springer-Hochhaus
stand nur ein paar Meter weiter. Die Mauer verlief gleich hinterm Haus. (Z05/AUG.00154
Die Zeit (Online-Ausgabe), 11.08.2005; Mitten im Irrsinn)
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