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KWIC-Belege zur verlinkten Tabelle (Auswahl)

Partnerwort ‚Jahre sechziger‘

Mit dem Rückkauf beendet Familienoberhaupt Michael Otto eine jahrelange konfliktreiche Partnerschaft: Sein Vater Werner Otto hatte die Essener zu Beginn der sechziger Jahre beteiligt. Zuletzt beharkten sich beide Seiten zunehmend wegen der Renditeansprüche der WAZ-Gruppe. "Das ist alles passé, die sind jetzt getrennte Leute", zitiert die Zeitung aus dem Umfeld der Verhandlungen. Michael Otto hatte sich erst Ende September in den Aufsichtsratsvorsitz zurückgezogen und die operative Führung Hans-Otto Schrader übergeben. (roh) (HMP08/JAN.00031 Hamburger Morgenpost, 02.01.2008, S. 6; Otto-Konzern wieder in Familienhand)
Allerdings wurde die Gefahr, in der sich der schwarze Gottesmann befand, jedem bewußt, der mit ihm zu Beginn der sechziger Jahre sprach, in der hohen Zeit seines Kampfes für Rassengleichheit und soziale Gerechtigkeit. Der untersetzte Vorsitzende der Southern Christian Leadership Conference wirkte sehr verletzlich, trotz seines breiten Brustkorbs und seiner kräftigen Arme. Sein winziges Büro in den heruntergekommenen Schwarzenvierteln von Atlanta konnte keine Sicherheit bieten vor den draußen lauernden Bedrohungen. Obwohl von hier soviel der Bewegung ausging, die Amerika erschütterte und veränderte, war dies kein Refugium eines Volkshelden. Ein designierter Märtyrer schien in den Zimmern mit den kühlen grünen Wänden und dem gleißenden Neonlicht zu sitzen. Hier schöpfte ein Prediger Atem, suchte ein Glaubender immer wieder Zuspruch in den vielen Büchern Gandhis, Tillichs, Kants und Schleiermachers, die in den Regalen hinter dem Schreibtisch aufgereiht waren. (Z88/APR.00045 Die Zeit, 01.04.1988, S. 3; Halb Traum noch und halb Wirklichkeit)
In der Geschichte der Molekularbiologie stellte das Jahr 1953 einen Wendepunkt dar: Dem Biochemiker Frederick Sanger gelang es damals, die vollständige Sequenz eines Proteins, des Insulins, zu entschlüsseln. Nur wenige Jahre später, zu Beginn der sechziger Jahre, entdeckte man, dass diese Sequenz genetisch determiniert ist, und im Jahre 1966 wurde der genetische Code aufgeklärt. Somit war der Zusammenhang zwischen den Bausteinen der Gene und jenen der Proteine erkannt. (NZZ00/AUG.03239 Neue Zürcher Zeitung, 23.08.2000, S. 63; Die Bioinformatik im Aufschwung /Chronik einer angekündigten Revolution)
Den Subversionen von heute ging schon einmal, vor einem Vierteljahrhundert, ein regelrechter Aufruhr voraus. Damals, zu Beginn der sechziger Jahre, wollte eine gleichfalls junge Generation mit einem Schlag Japans Stadtprobleme bewältigen. Sie propagierte den "Metabolismus". (S87/JAN.00260 Der Spiegel, 19.01.1987, S. 154; "Mauern schneiden wie mit dem Schwert")
Wichtiger noch als die Schriften von Pugin und Ruskin waren für den jungen Dresser die Kontakte zu dem Architekten und Ornamentiker Owen Jones. Dieser verwarf nicht nur die abbildende Naturnachahmung in der Kunst zugunsten einer Adaption von Strukturprinzipien, sondern widmete sein Interesse vor allem aussereuropäischen Kulturen. Nachdem Dresser zunächst als Botaniker hatte tätig werden wollen - seine ersten beiden Publikationen galten Themen der Pflanzenkunde und verschafften ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Jena -, wechselte er zu Beginn der sechziger Jahre zum Design. Die Keramiken, die nach seinen Entwürfen ab 1862 für die Manufakturen Minton und Wedgwood entstanden, sind von japanischen Vorbildern inspiriert, die im gleichen Jahr erstmals auf der Weltausstellung zu sehen waren. Damit wendet sich der Künstler definitiv von dem Kreis um William Morris ab, der sich formal am englischen Mittelalter orientiert und mit dem Werkstättengedanken auch eine vormoderne Arbeitsform neu zu beleben sucht. Dresser hingegen gründet ein Studio und beliefert mit seinen Entwürfen diverse Manufakturen und Firmen. (NZZ02/FEB.00629 Neue Zürcher Zeitung, 05.02.2002, S. 57; ohne Titel)
Noch zu Beginn der sechziger Jahre war diesseits und jenseits des Atlantik das Selbstvertrauen der Männer an den Schalthebeln der Konjunktur unerschüttert. Walter Heller, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität von Minnesota und Berater der Präsidenten Kennedy und Johnson, hatte 1966 geschrieben: "Daß die staatlichen und privaten Maßnahmen ins Schwarze trafen, wird durch eine bisher einmalig dastehende Preis- und Kostenstabilität in der ersten Hälfte dieser Dekade bestätigt. In der Zeit von 1960 bis 1965 stiegen die amerikanischen Verbrauchsgüterpreise nur um 1,3 Prozent jährlich und die Großhandelspreise in der gesamten Periode nur um zwei Prozent. Ein solches Ergebnis ist von keiner anderen Industrienation erreicht worden." (Z72/MAI.00394 Die Zeit, 26.05.1972, S. 31; Flucht in den Lohn- und Preisstopp)
Durch geschickte diplomatische Aktionen und durch die Ausnutzung aller Gelegenheiten, die sich aus der internationalen Lage ergaben, ist es Rumänien gelungen, seine Autonomie gegenüber der Sowjetunion behutsam, aber beständig zu erweitern, gleichzeitig aber seine Mitgliedschaft im Warschauer Pakt aufrechtzuerhalten und eine militärische Intervention der Sowjets zu vermeiden. Der erste Schritt auf dem Wege zur Autonomie Rumäniens war zu Beginn der sechziger Jahre der Streit um das Problem der wirtschaftlichen Integration innerhalb des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Die Versuche, die während dieser Zeitspanne unternommen wurden, um den Außenhandel vielseitiger zu gestalten und den Handel mit westlichen Staaten auszuweiten, steigerten die rumänische Bewegungsfreiheit. Durch den Versuch von 1963, zwischen der sowjetischen und der chinesischen KP zu vermitteln, und schließlich durch die Veröffentlichung der "Unabhängigkeitserklärung" der rumänischen Kommunisten im April 1964 wurde diese rumänische Autonomie kodifiziert. Sie erstreckte sich neben den wirtschaftlichen auch auf die politischen Beziehungen. (Z74/SEP.00062 Die Zeit, 06.09.1974, S. 16; Rumäniens einsamer Weg)
Begonnen hatte der Lauf der Gewalt vor vier Jahren, anno Apo 68 -- nach zwei Jahrzehnten, in denen politische Militanz die Bundesbürger allenfalls gelegentlich geschreckt hatte und zudem stets mit einem Hauch von Exotik versehen war: Ziele politisch bedingter Gewalttaten waren in den fünfziger und zu Beginn der sechziger Jahre in der Bundesrepublik zumeist Waffenhändler (wie Otto Schlüter, 1957, Abd el-Kader, 1959, und Walter Heck, 1961) oder Exilpolitiker (wie Abdullah Fatalibey, 1954, Lew Rebet, 1957, und Stefan Bandera, 1959) gewesen. (S72/MAI.00439 Der Spiegel, 29.05.1972, S. 24; "Die Guerilla kämpft aus dem Hinterhalt")
fb. Es gehört zur Realität der schweizerischen Uhrenindustrie, dass sich hinter wohlklingenden frankophonen Marken oft höchst unfranzösische Besitzernamen verbergen. Ein typisches Beispiel bildet die Uhren- und Schmuckmanufaktur Chopard, welche seit 1963 Eigentum der aus dem süddeutschen Pforzheim stammenden Familie Scheufele ist - einer Familie, die mit seltener Geschlossenheit die Geschicke des Unternehmens lenkt, das zu Beginn der sechziger Jahre praktisch auf dem Nullpunkt angelangt war und im Jahr 2000 einen rekordhohen Umsatz von fast 500 Mio. Fr. erzielte. Dem Präsidenten, Karl Scheufele, dessen Gemahlin Karin ebenfalls im Unternehmen tätig ist, stehen offiziell Tochter Caroline und Sohn Karl-Friedrich als Vizepräsidenten zur Seite. Jedes Familienmitglied habe sehr unterschiedliche Funktionen inne und lasse die anderen bewusst in Ruhe und Selbständigkeit arbeiten; die Talente seien gut verteilt, erklärt der vorwiegend für Marketing, Werbung und Kommunikation zuständige Vizepräsident Karl-Friedrich mit einem sympathischen schwäbischen Akzent. (NZZ01/APR.00132 Neue Zürcher Zeitung, 02.04.2001, S. 17; Wirtschaft im Gespräch /Deutscher Unternehmer - Schweizer Präzision /Karl-Friedrich Scheufele als "une force tranquille")
Die rund 3000 Einheimischen machen zur Hauptsaison rund einen Zehntel der Einwohner aus. Dabei zählte Verbier zu Beginn der sechziger Jahre nur gut 700 Einwohner. Die Problematik des Zweitwohnungsbaus wird dadurch entschärft, dass die flächenmässig zweitgrösste Gemeinde der Schweiz weiter unten im Val de Bagnes auf billigen Wohnraum für die Einheimischen und auch für das Personal zurückgreifen kann. «Die Beschränkungen des Kantons ergeben in unserem Falle keinen Sinn», betont man. Die Gemeinde Bagnes verweist sodann darauf, dass sie bei aller touristischen Ausrichtung den Umweltgedanken hochhalte. Seit 1968 ist das Haut Val de Bagnes ein Natur- und Landschaftsschutzgebiet. Der Schutzvertrag mit dem Schweizer Alpenclub, dem Heimatschutz und der Pro Natura, der 2018 ausläuft, ist damals an eine Bedingung geknüpft worden: Die Gemeinde will im übrigen Gebiet freie Hand für die touristische Entwicklung. (NZZ10/SEP.00019 Neue Zürcher Zeitung, 01.09.2010, S. 15; Verbier setzt auf Zweitwohnungen)
Im niedersächsischen Innenministerium herrschen keine neumodischen Vorstellungen über motivationssteigerndes Ambiente. Die Beamten arbeiten in einem schmucklos möblierten Betonklotz, 1953 gebaut. Zu Beginn der sechziger Jahre hat ein fortschrittlich gesinntes Regime einmal Kaffeetassen mit einem gewagten Blätterdekor angeschafft. Zwischen bräunlichen Vertäfelungen und düsteren Ölansichten seiner politischen Heimatstadt Braunschweig residiert in diesem Haus Gerhard Glogowski, der stellvertretende Ministerpräsident und sozialdemokratische Innenminister des Landes. (Z97/707.03774 Die Zeit, 25.07.1997; Der "Löwe von Braunschweig" [S. 4])
Es liegt am Zeitgeist der "human-demokratischen Nivellierung" (Thomas Mann), daß viele junge Sängerinnen das Wort "Diva" als Beleidigung zurückweisen. Aber kann die Oper überleben ohne eines ihrer zentralen Mysterien, auch wenn dieses heute dem grellen Licht der Medienwelt ausgesetzt oder im Mittelpunkt eines sogenannten Kultfilms steht wie 1981 in Jean-Jacques Beineix' Film "Diva"? Vorbild war die amerikanische Sopranistin Jessye Norman, die auf dem Höhepunkt ihrer Karriere den Kult der Diva erneuert hatte. Nach ihrer eigenen Erinnerung hat die in Augusta, Georgia, geborene Jessye Norman mit sechs Jahren zum ersten Mal öffentlich gesungen: "Jesus is calling me". Die "Saturday Broadcasts" aus der Met weckten ihr Interesse am Operngesang. Sie begeisterte sich für Joan Sutherland und Leontyne Price, die zu Beginn der sechziger Jahre als Bess und Aida berühmt und zur farbigen Ikone wurde. Nachdem sie die High School cum laude absolviert hatte, erhielt Jessye Norman ein Stipendium der Howard University in Washington, D. C. Ihre Gesangsausbildung bei Carolyn Grant schloß sie 1967 mit dem Bachelor of Music ab. An der University of Michigan studierte sie dann bei Pierre Bernac und bei Elizabeth Mannion, der Gründerin des Institute of Vocal Artistry, die sie für den Wettbewerb der ARD 1968 in München vorbereitete. Dort gewann Jessye Norman den ersten Preis. 1969 debütierte sie an der Deutschen Oper Berlin als Elisabeth in "Tannhäuser". Der Electrola-Produzent Gerd Berg engagierte sie für ihre erste Aufnahme. (F05/509.37771 Frankfurter Allgemeine, 15.09.2005; Ein Orchester in der Stimme Kolossale Nachtigall: Die amerikanische Sopranistin Jessye Norman wird sechzig)
In Lyons nämlich, einer Farmer-Kleinstadt im tiefsten amerikanischen Mittelwesten, war das erste große Experiment mit der unterirdischen Lagerung radioaktiven Materials gescheitert: Zu Beginn der sechziger Jahre ließ die US-Atomenergiekommission eine Versuchsreihe anlaufen, in der einige elektrisch beheizte Behälter und mit radioaktiver Substanz gefüllte Abfallkanister in die Schächte einer früheren Salzmine versenkt wurden. Dabei sollte bewiesen werden, daß Salz auf Strahlung und Hitze nicht nennenswert reagiert. (S80/FEB.00430 Der Spiegel, 25.02.1980, S. 160; 200 000 Liter versickerten im Boden)
Damals, zu Beginn der sechziger Jahre, hatte er einfach eine Marktlücke entdeckt. Er erfand die Legende seiner selbst, den Consul Weyer, der das schöne Leben, das Hans Hermann seinen Kunden zu verkaufen versprach, so wunderbar wie keiner repräsentierte, weil er zugleich die Parodie, die ironische Karikatur dieses Lebens darstellte. (S90/NOV.00081 Der Spiegel, 05.11.1990, S. 296; Der Dekorateur)
Was man heute das klassische Coltrane-Quartett nennt, entstand zu Beginn der sechziger Jahre, nachdem Coltrane aus dem Miles-Davis-Quintett ausschied, das neue Standards im Bereich Hard Bop gesetzt hatte, um nach langen Jahren als Sideman eine eigene Formation zu gründen, mit McCoy Tyner am Klavier, Elvin Jones am Schlagzeug, Jimmy Garrison am Baß. Mit diesem - zeitweise von Gitarrist Wes Montgomery, Multiinstrumentalist Eric Dolphy, Bassist Ahmed Abdul-Malik, Baßklarinettist Gavin Bushnell verstärkten - Quartett unternahm der "musikalische Astronaut" (Wayne Shorter) bis 1965 seine Erkundungsmissionen. (P99/JAN.02200 Die Presse, 19.01.1999, Ressort: Kultur; Ein "falscher Prophet"? Ein musikalischer Astronaut des Jazz!)
Haltungsbedingungen sind jedoch nicht nur ethisch, sondern auch wissenschaftlich relevant. Ausgehend von einem Postulat des kanadischen Neuropsychologen Donald Hebb, wurde zu Beginn der sechziger Jahre erstmals nachgewiesen, dass Umwelterfahrungen strukturelle und physiologische Veränderungen im Gehirn hinterlassen, die sich in veränderten Hirnfunktionen manifestieren. So entdeckte man beispielsweise, dass Ratten, die in einer reichhaltigen Umgebung gehalten werden, nicht nur eine grössere Hirnrinde besitzen, sondern in Lern- und Gedächtnisaufgaben auch besser abschneiden als Artgenossen aus konventioneller Haltung. Seither haben unzählige Studien bestätigt, dass das Gehirn empfindlich auf Umwelteinflüsse reagiert. (NZZ01/APR.03853 Neue Zürcher Zeitung, 25.04.2001, S. 79; Ein unbiologischer Ansatz /Konventionelle Versuchstierhaltung beeinträchtigt Tiere und Forschung /Von Hanno Würbel *)
Die Piazza ist ein Ort quirliger Betriebsamkeit. Mitten im Rund sind in Reih' und Glied Fischerkähne zur Reparatur aufgereiht, Touristen eilen zu den nach Monterosso und Riomaggiore verkehrenden Booten, eine Filmcrew errichtet am Hafen eine Kulisse für Modeaufnahmen. Trotz der guten Geschäfte mit den Fremden steht man dem Tourismus, der zu Beginn der sechziger Jahre einsetzte, mit einer gewissen Distanz gegenüber; die Ligurer und besonders die Bewohner der Cinque Terre sind dem Fremden gegenüber reserviert, sie besitzen nicht jenes Maß an heiterer Mitteilsamkeit, wie das Italienern zu eigen ist. (U95/AUG.51771 Süddeutsche Zeitung, 08.08.1995, S. 16, Ressort: REISE; Zimmer gibt es beim Barmann)
Seinen Stil bildete der Amerikaner aus Cincinnati/Ohio zu Beginn der sechziger Jahre aus, und noch seine jüngsten Arbeiten sind den Anfängen verpflichtet. Beeinflußt vom Europameister der Odaliskenkultur, Henri Matisse und vom Assemblage-As Robert Rauschenberg collagierte er munter drauflos, entdeckte den weiblichen Körper als das zentrale Sujet seiner Kunst, als Dreh- und Angelpunkt seiner kalt leuchtenden Botschaften aus dem Leben der Liegenden. (R97/MAR.17157 Frankfurter Rundschau, 05.03.1997, S. 33, Ressort: KULTURSPIEGEL; Tom Wesselmann in der Galerie Hirschmann)
Plötzlich war jemand da, der ihr Unbehagen artikulierte, der ihre theoretischen Ansätze längst weitergedacht hatte. Vom konservativen Marxismus war die neue Linke gründlich enttäuscht. Der kurze Versuch zu Beginn der sechziger Jahre, sich Ulbrichts Sozialismus zu nähern, in ihm Chancen für eine freiheitlich-sozialistische Ordnung zu sehen, der Dialog mit den Ostberliner Kommunisten, war gescheitert. Desillusion war die Folge. Der "marxistisch verbrämte Kulturpessimismus" der "Adorniten" schien ihnen immer suspekter. Marcuse wies ihnen einen neuen Weg. (Z67/JUL.00205 Die Zeit, 21.07.1967, S. 2; Das Idol der Berliner Studenten)
Bislang freilich waren die Molekularbiologen beim Zerlegen der Erbmoleküle eher auf "Zufallsbrüche" angewiesen, wie der frisch gebackene Nobelpreisträger Werner Arber, 49, Professor für Mikrobiologie am Biozentrum der Universität Basel, formuliert. Das von ihm zu Beginn der sechziger Jahre zuerst postulierte - und 1968 von Matthew Meselson und Robert Yuan isolierte - Restriktions-Enzym ermöglichte den ersten Schritt auf dem Wege zum "Reservoir lange ersehnter Werkzeuge" sowie zur Gewinnung einheitlichen Genmaterials. Und es erlaubte erstmals systematische Untersuchungen von Struktur und Funktion der Gene. (Z78/OKT.00357 Die Zeit, 20.10.1978, S. 71; Skalpelle für Gen-Chirurgen)
Harold Bloom, der am 11. Juli 2000 seinen 70. Geburtstag feierte, ist gegenwärtig der am häufigsten gelesene und zugleich vielfältig kritisierte Literaturwissenschaftler in den USA. Er lehrt - zu seinem Vergnügen außerhalb eines Fachbereiches - an der Yale University und zugleich an der New York University. Bereits gegen Ende der fünfziger und zu Beginn der sechziger Jahre machte er sich als Literaturhistoriker mit Büchern über die englische Romantik einen Namen, in den siebziger Jahren rückte der literaturtheoretische Ansatz in den Vordergrund, und in den neunziger Jahren erregte sein Buch The Western Canon: The Books and the Schools of Ages (1994) große Aufmerksamkeit, weil Bloom dem technokratischen Zeitalter, in dem Kino und Fernsehen das Bewusstsein ausfüllen, eine Gegenwelt entgegensetzte, um wenigstens eine Spur von Bildung (im traditionellen Sinn) im 21. Jahrhundert zu erhalten. Von allen Autoren der Weltliteratur räumte er Shakespeare den höchsten Rang ein, weil er der Erfinder des Menschlichen sei. Dieser These ist die Gesamtdeutung des Dramatikers gewidmet, die 1998 unter dem Titel Shakespeare: The Invention of the Human erschien und im Berlin Verlag in einer von Peter Knecht besorgten Übersetzung dem deutschsprachigen Publikum vorgelegt wurde. (Z01/105.02126 Die Zeit (Online-Ausgabe), 02.05.2001; Lieben, hassen, scheitern [S. 62])
Der italienische Schriftsteller Giorgio Manganelli, einer der bedeutendsten Autoren seines Landes, ist im Alter von 67 Jahren in Mailand gestorben. Er gehörte zu den Begründern der "Gruppo 63", in der sich zu Beginn der sechziger Jahre neoavantgardistische Schriftsteller zusammenfanden. Manganelli wandte sich in seinen Büchern von der klassischen Erzählform ab und befaßte sich mit experimentellen Sprachmustern. (NUN90/MAI.01745 Nürnberger Nachrichten, 30.05.1990, S. 25; Sprachschöpfer der Avantgarde - Autor Giorgio Manganelli gestorben)
Ein weites, ein vermintes Feld. Auf dem bewegt sich Kurt Elling mit erstaunlicher (Geschmacks-)Sicherheit und unbekümmerter Eleganz. Der demnächst vierzigjährige Sänger aus Chicago ist der legitime Nachfolger von Mark Murphy (s. Weltwoche Nr. 7/ 2007), dem die Quadratur des Kreises schon zu Beginn der sechziger Jahre gelungen war: mit dem Schmelz eines Nachtklub-Crooners dichte, witzige, inspiriert improvisierte Songs zu singen. Kurt Ellings jüngste CD heisst "Nightmoves", nach Michael Franks` Song, und er schafft es, das kernige Tenor von Bob Mintzer im Rücken, aus der Banalität "love is like two dreamers, dreaming the exact same dream" halbwegs eine Wahrheit zu machen. Mit seinem intimen, nie schmierigen Bariton (Intimität an sich ist ja so eine zwielichtige Qualität, in der Kunst wie im Leben) erzählt er in elf Kapiteln eine Reise von der Abend- in die Morgendämmerung: "Tight" ist eine Hommage an Betty Carter, eine seiner Hausgöttinnen; "Change Partners", die nach Fred Astaire selten gesungene Irving-Berlin-Nummer, kombiniert er mit dem Bossa Nova "If You Never Come To Me"; nach "Undun", einem Hit der Guess Who von 1969, singt er über "Where Are You" ein neu getextetes Solo von Dexter Gordon; "The Waking" folgt einem Gedicht von Theodore Roethke und "The Sleepers" gar einem (WWO07/JUL.00078 Weltwoche, 12.07.2007, S. 057; The Singer)
Als die eigenen finanziellen Verhältnisse es zuliessen, setzten Gabrielle und Werner Merzbacher bei dieser Sammlung an. "Die Bilder waren zwar nicht ganz nach meinem Geschmack, aber ich spürte ihre aussergewöhnliche Qualität", sagt Werner Merzbacher heute. Sie kauften Werke von Sisley, Monet und Toulouse-Lautrec, bis der Sammler seine Leidenschaft für den Fauvismus und den deutschen Expressionismus entdeckte. Einen Anstoss gab eine grosse Fauvismus-Ausstellung im Museum of Modern Art in New York zu Beginn der sechziger Jahre, einen anderen die New Yorker Hutton Gallery. Die Bilder des Grossvaters wurden mit Pietät bewahrt, ein Teil dem Kunsthaus Zürich als Leihgabe übergeben. (NZS02/AUG.00601 NZZ am Sonntag, 25.08.2002, S. 66; Im Feuerwerk der Farben)
Was in den Jubelberichten regelmäßig fehlt, ist ein direkter Vergleich des roten Wirtschaftsgiganten mit der kapitalistischen Welt. Von einem ökonomischen Wettlauf mit dem Westen, von dem Nikita Chruschtschow zu Beginn der sechziger Jahre träumte, ist im dreißigstöckigen Comecon-Hauptquartier an der Moskwa längst nicht mehr die Rede. Dort hoffen die Planherren viel eher klammheimlich auf einen kräftigen Witschaftsaufschwung in Westeuropa und Nordamerika, weil er auch die sozialistischen Staaten aus der Krise herausholen könnte, in der sie seit Jahren stecken. (Z84/JUN.00167 Die Zeit, 08.06.1984, S. 28; Klammheimlich nach Westen schielen)
Noch immer ist Berlin mehr "Menschenwerkstatt" (Heinrich Mann) als ein Ort, wo große Projekte sich verwirklichen lassen. Überblickt man die letzten fünfzehn Jahre, also die Zeit seit dem Mauerbau, so sieht man, daß die wichtigsten, die wirksamsten Unternehmungen in der Tat Einzelaktionen, oft Privatinitiativen gewesen sind. Nicht die pauschalen (und unendlich gut gemeinten) Kulturzentrum-Pläne des damaligen Volksbildungssenators Tiburtius halfen der schockierten Halbstadt zu Beginn der sechziger Jahre aus der Klemme, sondern der betriebsame Einzelgang des Professors Höllerer, der mit seiner Fernsehreihe "Literatur im Technischen Zeitalter" Autoren aus aller Welt in die Berliner Kongreßhalle schaffte, von Dos Passos bis zu Quasimodo, von Robbe-Grillet bis zu Max Frisch. (Z76/JUN.00284 Die Zeit, 25.06.1976, S. 33; Berlin – mehr Schilda als Zentrum)
Dabei leistete die Regierung beim Wiederaufbau des von amerikanischen Bomben und Napalm verwüsteten Landes Erstaunliches: Das koreanische Wirtschaftswunder fand zunächst im kommunistischen Norden statt. Mit eigenen Rohstoffvorkommen gesegnet, betrieb Pjöngjang die Industrialisierung nach sowjetischem Vorbild und mit Erfolg. Bis zu Beginn der sechziger Jahre lagen die wirtschaftlichen Wachstumsraten der Nordkoreaner über den Vergleichswerten des kapitalistischen Südens. Seither aber zog Südkoreas Bruttosozialprodukt mit zweistelligen Zuwachsquoten nach, während im Norden die Planwirtschaft stagnierte. (S86/DEZ.00376 Der Spiegel, 22.12.1986, S. 97; "Er macht Bomben aus einem Zweig")
Die Probleme, mit denen sich die sowjetischen Wirtschaftsplaner Ende der Sechziger hinsichtlich der Informatik konfrontiert sahen, existierten aber auch im Westen, die Lösungsansätze ähnelten sich auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Im Oktober 1968 organisierte das Wissenschaftliche Komitee der Nato*4 in Garmisch eine Konferenz über "Software Engineering", um Wege aus der "Software Crisis" zu diskutieren. Die Software-Krise war auch auf Führungsetagen von Computerfirmen ein Thema. IBM beispielsweise musste zu Beginn der sechziger Jahre für unterschiedliche Kundensegmente und Leistungsansprüche rund ein Dutzend untereinander nicht kompatible Computerfamilien pflegen und weiterentwickeln. Es wurde nun beschlossen, eine Familie kompatibler Rechner zu entwickeln, die sich gemeinsame Programmierschnittstellen und Hardware-Interfaces teilen. Am 7. April 1964 stellte IBM die ersten sechs 360er-Computermodelle vor, zusammen mit über 150 Peripheriegeräten. Mit diesem System schuf IBM erstmals in der Geschichte der Informatik eine Plattform, an der auch andere partizipieren konnten. In den USA, in Japan und in Europa begannen zahlreiche Firmen - Amdahl, EDS, Hitachi, Fujitsu u. a. -, ihre Produkte an die Vorgaben von IBM anzupassen. (NZZ06/JUL.00155 Neue Zürcher Zeitung, 01.07.2006, S. 75; Mutmassungen über die Gründe eines Zuspätkommens)
Berlin - Mit seinen Äußerungen über Gastarbeiter hat der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt eine heftige Debatte ausgelöst. Der SPD-Politiker hatte es in einem Interview als Fehler bezeichnet, "dass wir zu Beginn der sechziger Jahre Gastarbeiter aus fremden Kulturen ins Land holten". Die Vorsitzende der Grünen, Claudia Roth, sagte der Süddeutschen Zeitung, Schmidt habe eine "Perspektive vollkommen aus der Vergangenheit". Inzwischen lebten mehr als drei Millionen Muslime in Deutschland. "Das ist eine Realität, ob es einem gefällt oder nicht. Die muss man ernsthaft gestalten im demokratischen Interesse unseres Landes", sagte die Parteichefin. In Deutschland werde viel von Integration geredet, "aber die Integrationsbereitschaft ist nicht da". Roth nannte die Debatte "unverantwortlich". (U04/NOV.04855 Süddeutsche Zeitung, 26.11.2004, S. 8; Empörte Reaktionen auf Helmut Schmidt)
Heute ist Leonardo Boff, der zu Beginn der sechziger Jahre mit dem Peruaner Gustavo Gutierrez die "Theologie der Befreiung" begründete, zum Befreiungsökologen geworden. (T96/FEB.09283 die tageszeitung, 27.02.1996, S. 6, Ressort: Wirtschaft und Umwelt; Befreiungstheologe Boff setzt auf grünen Wandel)
Dabei wurden die fälschlich so genannte SPIEGEL-Affäre (eigentlich war es eine Strauß-Affäre) zu Beginn der sechziger Jahre und der schließlich vollständige Sieg Augsteins und seiner mit ihm angeschuldigten Kollegen die entscheidende Etappe in der Abwehr der Tendenz zur Wiedererrichtung einer obrigkeitlichen justiziellen Einschüchterungspolitik gegenüber kritischen Medien. Gleichwohl ist, wie Conny Ahlers einmal gesagt hat, bei Rudolf Augstein ein generelles Misstrauen gegenüber einer politischen Justiz nachgeblieben, so übrigens auch bei mir; und ich meine nicht nur die so genannten politischen Prozesse vor Strafgerichten, sondern auch das Verfassungsgericht, welches allzu oft die gebotene richterliche Zurückhaltung vermissen lässt. (S02/NOV.00158 Der Spiegel, 11.11.2002, S. 54; Gelassen ertragen)
"Im Grunde ist die Menschheit aus Wandervereinen entstanden", sagt der Philosoph Peter Sloterdijk. Wir reisen, so weit uns die Transportmittel tragen. Zu Beginn der sechziger Jahre legte der durchschnittliche Bundesdeutsche in seinem Leben rund 400 000 Kilometer zurück. Heute bringen wir es auf fast 900 000 Kilometer. Zwar schlägt in dieser Bilanz auch der Mallorca-Urlaub zu Buche; doch auch die täglichen Wege führen immer weiter. Wir kaufen unsere Lebensmittel nicht mehr bei Tante Emma an der nächsten Ecke, sondern im Verbrauchermarkt auf der grünen Wiese. Wir pendeln immer weiter zum Arbeitsplatz, wir ziehen hinaus in die Vorstädte und schaffen für den Partner ein zweites Auto an. Doch in den Städten kulminiert der individuelle Bewegungsdrang zu kollektivem Stillstand. (Z96/608.04152 Die Zeit, 09.08.1996; Die total verkehrten Städte [S. 9])
Präsident Johnson, ein ausgebuffter Politiker, der genau wußte, wo er im Kongreß die Hebel ansetzen mußte, setzte Kennedys sozialpolitisches Programm unter dem Namen Great Society durch. Aber - Ironie des Schicksals - er scheiterte an jenen jungen Leuten, die Kennedy begeistert hatte. Sie, die zu Beginn der sechziger Jahre Kennedys Peace Corps beigetreten waren, wurden zu den schärfsten Gegnern des zwischenzeitlich voll entbrannten Vietnamkrieges. Ihr Ruf "Hey, hey, LBJ, how many kids did you kill today?" wurde in der ganzen Welt gehört. LBJ, Lyndon Baines Johnson, ging fälschlicherweise als der Initiator des Vietnamkrieges in die Geschichte ein. Er warf 1968 enttäuscht das Handtuch. (Z88/NOV.00299 Die Zeit, 18.11.1988, S. 49; Das Attentat von Dallas)
Heute kommt es mir vor, als habe meine Kindheit in Schwarzweiß stattgefunden. Das kann an der Mauer gelegen haben. Das kann an den Bäumen gelegen haben, die nicht älter als ich selber und meine Kreuzberger Neubausiedlung waren. Das kann an der Oranienstraße liegen, die noch immer zu den grauesten der Stadt gehört, obwohl die Bäume inzwischen ihr Bestes getan haben, um die Sache ein wenig in Ordnung zu bringen. Am Ende der fünfziger, zu Beginn der sechziger Jahre kamen wir alle, die Siedlung, die Bäume, die Mauer und ich, so ungefähr gleichzeitig auf die Welt. Und die Welt, das war für uns damals das äußerste Ende des alten Westens und die Mitte des jungen West-Berlin. Das Springer-Hochhaus stand nur ein paar Meter weiter. Die Mauer verlief gleich hinterm Haus. (Z05/AUG.00154 Die Zeit (Online-Ausgabe), 11.08.2005; Mitten im Irrsinn)
Natürlich kam Kinski damals mit seinem Programm zu spät. Er musste wie ein Mitläufer erscheinen. Niemand wusste, dass er schon zu Beginn der sechziger Jahre, als die Pop-Musiker noch in dunklen Anzügen statt in Batik-T-Shirts auftraten, eine Rezitationstournee mit überarbeiteten Texten aus dem Neuen Testament geplant hatte. Außerdem eilte ihm nun ein Ruf voraus, der weit mehr Schaulustige als Nachdenkliche anzog. Bierzelt-Atmosphäre herrschte in der Deutschlandhalle. Kinski, den "Irren vom Dienst", das wilde Monstrum, den amoklaufenden Rinnsteinpoeten, wollte man erleben, dessen Wutausbrüche und Publikumsbeschimpfungen längst legendär waren. Als "August, der Kraftkerl vom Rummel" wurde er in den Tageszeitungen angekündigt. Gerade eben noch konnte man in den Wochenschauen Bilder von seiner Trauung in Rom sehen, wo er wie ein "geiler Urfaun" an seiner Braut klebte und den hilflosen Standesbeamten unentwegt anbrüllte, bevor er in einem Restaurant randalierte und en passant eine Gartenanlage verwüstete. (B01/NOV.84332 Berliner Zeitung, 03.11.2001; Amoklauf im Schlaraffenland [S. 2])
Der Wettstreit der Rivalen ließe sich immer nur an bestimmten Entwicklungspunkten in eine Gemeinsamkeit verwandeln, denn bei den Raumprojekten liegen erfahrungsgemäß ein bis zwei Jahrzehnte zwischen Planung und Verwirklichung, Der amerikanische Flug zum Mond wurde fast zehn Jahre vorausgeplant, und weitere zehn oder zwanzig Jahre (je nach den Mitteln, die zur Verfügung stehen) würde es dauern, eine Rakete zu einem Planeten zu schicken. Als Präsident Kennedy zu Beginn der sechziger Jahre amerikanisches Prestige und amerikanisches Geld an die Aufgabe band, noch vor Ende dieser Dekade einen Mann zum Mond zu schicken, schaltete er damit zugleich jede Möglichkeit einer amerikanisch-russischen Zusammenarbeit während dieses Zeitraums aus. Kennedy wollte den russischen Vorsprung einholen - und der Kreml konnte es sich nicht leisten, diese Herausforderung zu ignorieren. Das Rennen konnte nur im Wettlauf entschieden werden - eine Zusammenarbeit war unmöglich. (Z69/JUL.00290 Die Zeit, 18.07.1969, S. 6; Partner im All?)
Der Sozialdemokrat Eichel unterscheidet sich insofern nicht von seinen Vorgängern. Noch jeder Finanzminister dieser Republik, den allerersten einmal ausgenommen, musste sich als "Totengräber der Staatsfinanzen" beschimpfen lassen. Die SPD hat dies über Waigel gesagt, die Union vor 1982 über die Genossen Hans Apel oder Hans Matthöfer. Die Probleme waren stets gleich: Entweder lief die Konjunktur aus dem Ruder - oder die Minister der eigenen Regierung, die mehr Geld verlangten. Und so ist Deutschland Schritt für Schritt in den Schuldenstaat marschiert: Der Kreditbestand des Bundes, der sich zu Beginn der sechziger Jahre auf gerade einmal 23 Milliarden Euro belief, hat sich seither beinahe vervierzigfacht: auf 800 Milliarden Euro. (U04/OKT.01089 Süddeutsche Zeitung, 06.10.2004, S. 21; Der lange Marsch in den Schuldenstaat)
Diese Suche wird in den nächsten Jahren vermutlich immer verzweifelter. Wegen des Babybooms zu Beginn der sechziger Jahre entlassen die Schulen Jahr um Jahr etwa 50 000 Lehrstellenanwärter mehr. Sollen alle untergebracht werden, müßten bis 1981 rund 200 000 neue Ausbildungsplätze eingerichtet werden -- und daran glauben nicht einmal die Optimisten unter den Experten. (S77/JUL.00236 Der Spiegel, 18.07.1977, S. 62; "Angerufen, angeschrieben, angefleht")
Keith Richards, der sich zu Beginn der sechziger Jahre an einer Kunstakademie herumtrieb, zählte zu den Blues-Freaks, nicht aber zur Puristen-Fraktion. Als Freizeitgitarrist übte er mit Hingabe und Ausdauer vorab die Rock'n'Roll-Licks seines Vorbildes Chuck Berry. Aber er schwärmte auch für die Tradition. So lernte er Mick Jagger kennen, einen gutsituierten Wirtschaftsstudenten, der mit Schallplatten massgebender Blues-Sänger auftrumpfte eine Sensation auf dem damals noch mageren europäischen Musikmarkt. Das gemeinsame Hören und Nachspielen der Platten machte aus den Musikfans Freunde über flagrante soziale Differenzen hinweg (obwohl Rock'n'Roll in Grossbritannien von der Working Class in Anspruch genommen wurde). Und im Verbund mit Brian Jones und dem Boogie-Woogie-Pianisten Ian Stewart festigte sich ihre Gemeinschaft allmählich in einer bald ziemlich ruchbaren Rhythm'n'Blues-Band. (NZZ12/JUL.01548 Neue Zürcher Zeitung, 12.07.2012, S. 41; Der Blues, der Rock und die Rollenspiele)
Als Material für ihre künstlerischen Arbeiten verwandte die Künstlerin überwiegend die diversen Arten des textilen Gestaltens. Sofie Dawo "...gliedert sich in die Reihe der Künstlerinnen ein, die die Webkunst in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts entscheidend bestimmen. Schließlich war es auch Sofie Dawo, die zu Beginn der sechziger Jahre in ihren Arbeiten die Grenze der Zweidimensionalität überschritt und zu Werken plastischen Charakters vorstieß. Damit lenkte sie die Entwicklung der Tapisserie in Deutschland in eine völlig neue Richtung. Die Webkunst befreite sich aus dem Bann der reinen Fläche, gewann an außerbildlicher Räumlichkeit, erreichte somit das Relief und sogar die gänzlich von der Wandfläche unabhängige textile Skulptur"(Huth-Fox, Waltraut aus: Sofie Dawo. Blieskastel: Gollenstein-Verl., 1996. S. 9-14). (WPD11/S61.04703: Sofie Dawo, In: Wikipedia - URL:http://de.wikipedia.org/wiki/Sofie_Dawo: Wikipedia, 2011)
Lugano, 24. März. (sda) Im Altersheim von Paradiso bei Lugano hat am Freitag die älteste Schweizerin, Rosa Rein, ihren 109. Geburtstag gefeiert. Rein war am 24. März 1897 in Deutschland geboren worden. Nach dem Tod ihrer Mutter in einem Konzentrationslager der Nazis flüchtete sie aus Deutschland, zunächst nach Brasilien, dann nach Genua, bevor sie sich zu Beginn der sechziger Jahre im Tessin niederliess. Sie war zweimal verheiratet und ist zweimal verwitwet. (NZZ06/MAR.04535 Neue Zürcher Zeitung, 25.03.2006, S. 21; Die älteste Schweizerin)
Angefangen hat er in den fünfziger Jahren mit atmosphärischen Schwarzweiß-Lithographien, denen bald expressive Holzschnitte folgten. Das Abbildlich-Figurative stand dabei im Vordergrund. Zu Beginn der sechziger Jahre entwickelte er aber - im Zusammenhang mit seinem Abschied von der Malerei - streng geometrische Formen, schnitt sie in Holz und druckte sie in Reihen, deren Teile Abwandlungen, Transformationen, Umkehrungen vermitteln. Die Farben sind auf Rot und Blau reduziert. Bald - in den Parallelogrammen - beschränkte er sich auf Schwarz. Etwa in einer Serie von Aquatinten. (P94/DEZ.40251 Die Presse, 03.12.1994; Einfach Formen, doch keine Monotonie)
Daß Ost und West diese Aufklärung betreiben, steht seit langem fest. Zu Beginn der sechziger Jahre verhehlten die Amerikaner noch nicht, daß sie Satellitensysteme zur Aufklärung aus dem Weltraum entwickelten. SAMOS hießen die Militärsatelliten der US Air Force, "Satellites And Missiles Observation System", zu deutsch also etwa "Satelliten- und Raketenbeobachtungssystem". Kein Wunder, daß sich die sowjetische Delegation bei den Vereinten Nationen schon im Juli 1963 beschwerte, die Amerikaner starteten "Spionagesatelliten". Allerdings war die sowjetische Beschwerde nur eine Reaktion auf den amerikanischen Vorwurf, daß die Sowjetunion im Jahre 1962 bereits sechs Weltraumversuche unternommen hätten, ohne sie, wie verabredet, bei den UN zu melden. (Z65/SEP.00375 Die Zeit, 24.09.1965, S. 50; Späher auf Satellitenbahnen)
Der amerikanische Politologe Richard Hofstadter schrieb zu Beginn der sechziger Jahre über den "paranoiden Stil in der amerikanischen Politik": "Das Besondere am paranoiden Stil ist nicht, dass seine Vertreter hier und da in der Geschichte Verschwörungen am Werk sehen, sondern dass sie eine 'gigantische' Verschwörung als treibende Kraft hinter den historischen Ereignissen betrachten." Hofstadter hatte damals vor allem die kulturell marginalisierte politische Rechte vor Augen. Seine Definition passt aber auch auf das linke Verschwörungsdenken nach dem 11. September. (Z03/309.06273 Die Zeit (Online-Ausgabe), 11.09.2003; Ein Wahn stützt den anderen [S. 18])
Die Flaute trifft das jüngst auf den Marktführer stern ausgerichtete Ex-Lifestyle-Magazin Max zu einem Zeitpunkt, der ungünstiger gar nicht sein könnte. Fand es früher durch eine Mischung aus Provokation und Konsum begeisterte Verehrer oder vehemente Kritiker - wie einst der twen zu Beginn der sechziger Jahre -, sollte das Heft nun zur Illustrierten werden: die Themen breit gestreut, um neue Leser und Anzeigenkunden zu gewinnen. Doch "in Zeiten, in denen die etablierten Titel leiden, rennen sie einem Neuling nicht die Tür ein", bestätigt Lutz Zimmermann, der für den Vertrieb der Verlagsgruppe zuständige Geschäftsführer. "Wir haben alle Voraussetzungen. Aber damit Max mit seinem neuen Konzept erfolgreich ist, muss der Anzeigenmarkt wieder anspringen." Auch die vielen neuen Abonnenten sind noch keine rechten Stammleser: 80 000 sollen es inzwischen sein, davon allerdings viele mit Mini-, Online- oder Test-Abonnement. "Wenn wir die Zahl halten wollen, müssen wir wie im Frühjahr noch einmal in die Akquise investieren", sagt Zimmermann. (Z01/108.03714 Die Zeit (Online-Ausgabe), 01.08.2001; Magermilch [S. 28])
Sofja Andrejewna Behrs wuchs im Kreml in einer Familie auf, in der ihr Urgroßvater Hans Behrs vom preußischen König Mitte des 18. Jahrhunderts als Instruktor in die Armee der Zarin Elisabeth nach Russland entsandt worden war, ihr Vater war Arzt im Kreml. Die Mutter war Ljubow Alexandrowna, geb. Islawinoj (1826-1886). Sofja war die zweite von drei Töchtern. Sie legte zu Beginn der sechziger Jahre die Prüfung zur Hauslehrerin ab, in einer Zeit als die Leibeigenschaft abgelöst wurde und mit dem Roman Väter und Söhne von Turgenew sich im Großbürgertum eine Aufbruchstimmung breitmachte. Mit achtzehn Jahren machte ihr der 16 Jahre ältere, zu dieser Zeit bereits literarisch erfolgreiche Graf Tolstoi, der ein Bekannter der Familie war, einen Heiratsantrag (S. 226)(Seitenangaben aus der "Kurzen Autobiografie"). Die Verlobungszeit war knapp eine Woche, am 23. September 1862 heirateten sie im Kreml in der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale. Tolstaja zog auf Tolstois Landgut Jasnaja Poljana. (WPD11/S45.79020: Sofja Andrejewna Tolstaja, In: Wikipedia - URL:http://de.wikipedia.org/wiki/Sofja_Andrejewna_Tolstaja: Wikipedia, 2011)
Doch zu Beginn der sechziger Jahre wurde mit der Ausbreitung der Pille die Kinderzahl zu einer Frage der persönlichen Entscheidung, ja auch der Bequemlichkeit. Die Versicherten leisteten zwar ihre Beiträge, blieben aber ihren "Naturalbeitrag" zur Alterssicherung immer öfter schuldig, ohne daß die zur Elternschaft bereiten Arbeitnehmer einen Ausgleich zugesprochen erhielten. Seither kehrt sich die Alterspyramide um: Künftig werden immer weniger Erwerbstätige für immer mehr Rentner zuständig sein. (Z96/602.00826 Die Zeit, 09.02.1996; Banger Blick aufs Altenteil [S. 1])
Nach einer Lehre als Industriekaufmann bei C&A in Berlin und ersten Berufserfahrungen bei einem Essener Kleiderfabrikanten hatte Steilmann 1958 den Sprung in die Selbständigkeit gewagt: Mit geliehenen 40 000 Mark erwarb er eine kleinere Näherei in Wattenscheid und produzierte mit 40 Mitarbeitern Damenmäntel und Kostüme. Zu Beginn der sechziger Jahre weitete er sein Sortiment auf Kleider, Röcke, Blusen, Hosen und Mädchenbekleidung aus. Und seine Kollektionen waren gefragt. 1970 setzte die Gruppe bereits 110 Millionen Mark um; 1985 waren es 1,1 Milliarden Mark. Anders als viele Konkurrenten verzichtete Steilmann auf eine eigene Marke. Er fertigte immer nur für Dritte: C&A, Peek & Cloppenburg, Karstadt, Kaufhof, Marks & Spencer - viele große Ketten zählten zu seinen Kunden. "Steilmann macht den Stil, den Millionen Frauen tragen können. Steilmann macht den Preis, den Millionen Frauen bezahlen können" - dieses Versprechen löste der Modeunternehmer aus dem Ruhrgebiet lange Zeit ein. Dank eines guten Gespürs für Trends, hoher Flexibilität und kostengünstiger Fertigung hatte die Gruppe auch im Ausland großen Erfolg. (U09/NOV.02431 Süddeutsche Zeitung, 16.11.2009, S. 20; Mode für Millionen, nicht für Millionäre)
Zwar zahlten 1985 rund 1,7 Millionen Angestellte Beiträge an eine der siebzehn Schwestern im DGB, und in der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) waren noch einmal etwa 500 000 vertreten. Doch angesichts der Beschäftigtenstruktur sind diese Zahlen dürftig. Die DAG zählt heute gerade vierzigtausend mehr Beitragszahler als zu Beginn der sechziger Jahre. Die DGB-Organisationen können in der gleichen Zeit einen Zuwachs von knapp einer Million Angestellten als bescheidenen Erfolg verbuchen. Doch die Zusammensetzung ihrer Mitgliedschaft spiegelt immer noch die Beschäftigtenstruktur zu Beginn der fünfziger Jahre. Damals lag der Anteil der Angestellten an allen Arbeitnehmern bei 23 Prozent, inzwischen hat er sich auf knapp 44 Prozent fast verdoppelt. (Z86/MAI.00006 Die Zeit, 02.05.1986, S. 17; Auf der Suche nach der Solidarität)
Sinkende Auflagezahlen veranlaßten Fleissner zu Beginn der sechziger Jahre, die Schlesische Rundschau und den Sudetendeutschen an Gerhard Frey zu verkaufen, der, dankbar für die Bereicherung seiner Abonnentenkartei, die beiden Neuerwerbungen zuerst zu Nebenausgaben seiner National Zeitung degradierte und schließlich ganz einstellte. (Z87/OKT.00240 Die Zeit, 09.10.1987, S. 51; Wenn die Dämme brechen)