zurück zur Tabelle

KWIC-Belege zur verlinkten Tabelle (Auswahl)

Partnerwort ‚Jahre neunziger‘

Der Richter von Tunja beruft sich indessen auf das geltende Strafgesetz, und bisher haben in Kolumbien zwar Politiker, nicht aber Juristen oder Rechtsexperten die Stimme erhoben, um ihm zu widersprechen. Die grosszügige Praxis der Straferlasse mit kumulierbaren Reduktionen wurde zu Beginn der neunziger Jahre unter Präsident Gaviria eingeführt und hatte den Zweck, die Drogenbosse von Medellín zur Aufgabe zu bewegen. Die Revision der Bestimmungen im letzten Jahr hat die Praxis nicht nennenswert verschärft. Davon profitiert haben Verbrecher aller Art. Zumindest arithmetisch scheint der Straferlass auch für die "Capos" von Cali korrekt zu sein. Inzwischen ist aber bekannt geworden, dass am selben Tag, an dem der Richter von Tunja die Freilassung verfügte, Miguel Rodríguez Orejuela von einem Gericht in Bogotá zu vier Jahren Haft wegen der Bestechung eines anderen Richters verurteilt wurde. Zumindest für ihn wird die Tür in die Freiheit noch ein Weilchen verschlossen bleiben. (NZZ02/NOV.01146 Neue Zürcher Zeitung, 07.11.2002, S. 7; Polemik um die Freilassung der Cali-Bosse)
''Nachdem es nach ihrer eigenen Aussage noch zu Beginn der neunziger Jahre einfacher war, als "Libanesin" attraktive Filmrollen in Hollywood zu bekommen denn als "Mexikanerin", profitiert sie inzwischen enorm von dem in den 90ern einsetzenden "Latin"-Boom in den USA.'' Wo ist die Quellenangabe? Warum sind Libanesin und Mexikanerin in Apostrophe eingeschlossen? Die Aussage des Satzes wird mit oder ohne Apostrophe nicht anders. (WDD11/S26.43902: Diskussion:Salma Hayek, In: Wikipedia - URL:http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Salma_Hayek: Wikipedia, 2011)
Den Aufholprozeß führt Geldner nicht zuletzt auf "eine veränderte politische Haltung zu den Problemen der Obersteiermark" zurück. Bis Mitte der achtziger Jahre habe die Wirtschaftspolitik versucht, die Krise in der Hoffnung auf eine Konjunkturerholung einfach zu durchtauchen. Zu Beginn der neunziger Jahre sei dann jedoch jene in ökonomischen Analysen oft übersehene Überzeugungsarbeit geleistet worden, die es möglicht gemacht habe, neue Strategien umzusetzen. (K98/MAR.23996 Kleine Zeitung, 28.03.1998, Ressort: Wirtschaft; Lob für die Steiermark: Strukturwandel geschafft)
Die Elektronik-Supergroup Depeche Mode sind die einzige Synthesizer-Band, die die achtziger Jahre überlebte. Das mag daran liegen, dass Depeche Mode zu Beginn der neunziger Jahre, als niemand mehr etwas vom Synthesizer-Pop der letzten Dekade wissen wollte, ihren Sound "verrockten", also auch mal eine Gitarre krachen ließen. Gewährsmann dafür war Sänger Dave Gahan, der für die neue, "rauere" Gangart auch mit seiner schweißnassen Bühnenshow, vor allem aber mit seiner Drogensucht einstand. In den neunziger Jahren mochte man so etwas. In Wirklichkeit war der Wechsel aber nur ein scheinbarer: denn das eigentliche Wesen von Depeche Mode - zu Mollklängen bierernst über Erdenschweres zu seufzen - blieb bestehen, bis heute. Zwar will die Band mit "Sounds of the Universe" (Mute/EMI, 2009) ein bisschen am augenblicklichen Krautrock-Revival partizipieren, zumindest verrät das Label, dass das musikalische Mastermind Martin Gore sich alte Analog-Synthesizer zulegte, um damit besonders "spacige" Sounds zu erzeugen. (U09/APR.03133 Süddeutsche Zeitung, 22.04.2009, S. 13; Erdenschwer)
Schon seit Jahren setzen Parteien wie die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte NPD gezielt auf Jugendarbeit. Da aber unter vielen Jugendlichen eine »Parteienallergie« bestehe, organisiere sich die rechtsradikale Szene verstärkt in freien Kameradschaften. »Dieses Netz ist heute im Gegensatz zu Beginn der neunziger Jahre so dicht geknüpft, dass jeder verführbare Jugendliche mühelos Kontakt dazu aufnehmen kann.« (NUZ06/AUG.02245 Nürnberger Zeitung, 23.08.2006; Rechtsextremisten locken mit neuem Image - Germanenkult statt Glatzkopf)
Norwegen liefert zwar Öl und Erdgas nach Deutschland und Italien, verlässt sich zuhause aber auf die Wasserkraft, die im Land der Berge, Fjorde und Flüsse in großem Umfang genutzt werden kann. Doch im Sommer und Herbst war es in Norwegen ungewöhnlich heiß und trocken - zwischen August und November 2002 hatte das Land so wenig Regen wie seit siebzig Jahren nicht. Das hatte zur Folge, dass die Stauseen an den Wasserkraftwerken auszutrocknen begannen. Aber die norwegischen Energie-Konzerne, die zu Beginn der neunziger Jahre privatisiert worden waren, dachten nicht daran, für den Winter vorzusorgen. Für teures Geld exportierten sie den Strom, darunter auch jenen, der aus der Wasserkraft gewonnen wird. Nun ist der Winter da, die Kraftwerke haben kaum noch Wasser, und der Strom, den man zum Heizen in der klirrenden Kälte dringend braucht, ist rar geworden. Und wenn etwas selten wird, wird es teuer - die Strompreise stiegen. "Die Situation ist chaotisch", sagte der Direktor eines norwegischen Strom-Konzerns, "wenn es um die Energieproduktion geht, steht Norwegen an der Weltspitze, aber jetzt haben wir hier die höchsten Strompreise der Welt." (U03/JAN.01086 Süddeutsche Zeitung, 09.01.2003, S. 1; Schlotternde Scheichs)
Eine wesentliche Veränderung ergab sich zu Beginn der neunziger Jahre, als viele Banken angesichts des beginnenden konjunkturellen Einbruchs den Anteil der auszubildenden Lehrlinge senkten. Es wurden vermehrt Hochschulabgänger anvisiert und für diese attraktive Programme entworfen, um die Bestqualifizierten zu gewinnen. Parallel dazu waren diese Jahre eine Zeit des Aufbruchs und der Veränderung in dem Sinne, dass insbesondere die Grossbanken den Grundstein legten für Expansionsschritte im In- und Ausland. Dies veränderte die Anforderungsprofile und die Ausbildungen. Es bildeten sich neue Berufsbilder wie beispielsweise dasjenige des Compliance-Officer. (NZZ08/JUL.03922 Neue Zürcher Zeitung, 25.07.2008, S. 54; Wie man auf der Bank arbeitet - und lernt)
Es ist denn auch in erster Linie der Anziehungskraft der Stadtzentren zu verdanken, dass Japans Landpreise, die nach dem Platzen der «Bubble»-Ökonomie zu Beginn der neunziger Jahre einen langen und steilen Sinkflug in Angriff nahmen, im laufenden Jahr (per Januar) erstmals seit 16 Jahren wieder leicht nach oben zeigten. So stiegen die landesweiten Preise für Wohnflächen um bescheidene 0,1% (im Vorjahr: - 2,7%) und jene für Geschäftsflächen um 2,3 (-2,7)%. In Tokio betrugen die entsprechenden Zunahmen derweil 8,0 (0,8)% bzw. 14,0 (3,0)%; in einigen besonders gefragten Gegenden der Hauptstadt sprangen die Preise für Geschäftsflächen gar um gegen 40% in die Höhe. In den Regionen ausserhalb der drei wichtigsten Ballungszentren des Landes - Tokio, Osaka und Nagoya - entwickeln sich die Landpreise indessen weiterhin rückläufig. Die Erholung des japanischen Immobilienmarktes bleibt eine einseitige Erholung, mit einem tiefen Graben zwischen den städtischen und den ländlichen Gebieten. (NZZ07/APR.01743 Neue Zürcher Zeitung, 13.04.2007, S. 27; Baukräne prägen Tokios Skyline)
Aber ich kann nur immer wieder auf die Grundsatzentscheidung zu Beginn der neunziger Jahre hinweisen: Die Mitgliedschaft im Europarat ist nicht ein absolutes Gütesiegel für demokratische Perfektion. Fünfzig Jahre totalitäres Regime in Ländern, die nie eine Demokratie hatten, nicht einmal in der Zwischenkriegszeit, da ist der Prozess eben noch ganz am Anfang. Auf der anderen Seite haben wir alle ein so enormes Interesse daran, dass dieser Prozess gelingt, dass es meiner Meinung nach unverantwortlich wäre, darauf zu warten, bis diese Länder einen Standard erreicht haben, der mit unserem vergleichbar ist. Wenn die Länder diese Normen schon alle erfüllen würden, die manche als Voraussetzung für die Mitgliedschaft im Europarat fordern, dann würden sie uns gar nicht mehr brauchen, dann würde auch der Europarat vielleicht nicht mehr gebraucht. (NZZ01/JAN.04134 Neue Zürcher Zeitung, 27.01.2001, S. 7; Kann sich der Europarat die Aufnahme Aserbeidschans leisten? /Ein kritischer Disput mit dem Schweizer Nationalrat Andreas Gross)
Inner- und ausserhalb der EBK geniesst Hauri den Ruf eines gradlinigen, verlässlichen, stets mit offenem Visier kämpfenden Präsidenten, der sich auch emotional stark für seine Vorhaben engagieren und im Bedarfsfall, stets unter Wahrung der Form, sehr klare, unverrückbare Worte sprechen kann. Diese Eigenschaften, gepaart mit viel juristischem Sachverstand und systematischem Arbeiten, haben dem bisweilen etwas unnahbar und distanziert wirkenden Hauri geholfen, Herausforderungen anzunehmen und zu meistern. Als wohl schwierigste Bewährungsprobe erwies sich die Immobilienkrise zu Beginn der neunziger Jahre, die der gesamten Bankenbranche Abschreibungen von über 40 Mrd. Fr. bescherte. Unter grossem Einsatz gelang es der EBK und ihrem damaligen Direktor Hauri, für Dutzende von in Schwierigkeiten geratenen Regionalbanken neue Lösungen bzw. neue Eigentümer zu finden. Nur gerade im Falle der Spar- und Leihkasse Thun (SLT) konnte das Schlimmste nicht vermieden werden - im Oktober 1991 musste die EBK der Bank die Bewilligung zur Ausübung ihrer Geschäftstätigkeit entziehen. - Verdienste hat sich die EBK, in der Hauri nunmehr als Präsident waltete, auch in der Auseinandersetzung um die nachrichtenlosen Vermögen erworben. Ihre Bereitschaft, in dieser Frage mit dem Dachverband der Schweizer Banken, der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), im Rahmen des für einen Regulator Vertretbaren zu kooperieren, erwies sich als hilfreich. (NZZ05/APR.04852 Neue Zürcher Zeitung, 29.04.2005, S. 21; Rücktritt von EBK-Präsident Kurt Hauri)
Um die angeblichen Verbindungen zwischen dem irakischen Regime und Osama bin Ladens Terrornetzwerk al-Qaida entspannen sich bereits vor Powells Auftritt heftige Debatten. Ausgangspunkt war ein Papier des britischen Geheimdiensts, das an die BBC durchgesickert war. Demnach hätte es zwar zu Beginn der neunziger Jahre Kontakte zwischen Bagdad und der al-Qaida gegeben. (P03/FEB.00519 Die Presse, 06.02.2003, S. 5; Powell belastet Irak: "Saddam rüstet nicht ab und lügt weiter")
So posiert man nicht, wenn hinterher alle beeindruckt sein sollen. Das Mädchen im grünen Rock schaut eher skeptisch auf die Fotografin, die sie 1993 vorm Meereshorizont von Coney Island fotografiert. Rineke Dijkstra hat zu Beginn der neunziger Jahre in verschiedenen Ländern Kinder und Jugendliche am Strand fotografiert und mit diesen Bildern im Jahrzehnt des Glamours die Unsicherheit, das Widerständige eingefangen, das die Zeit vor und nach dem offiziellen Porträt bestimmt. Die 1959 geborene niederländische Fotografin zeigt zumeist junge Menschen zwischen persönlicher Geste und gesellschaftlicher Rolle. Die erste Monographie, die eine Ausstellung begleitet (Fotomuseum Winterthur bis 22. 5.), fächert bis zu den Fotografien von Soldaten in Israel diesen behutsamen Blick in seine verschiedene Facetten auf. (gm.) (NZS05/MAR.00445 NZZ am Sonntag, 20.03.2005, S. 71; ohne Titel)
Reggio di Calabria ist die Stadt mit der höchsten Mordrate Italiens, aber es lauern dort keine Junkies auf den Strassen und auch keine Taschendiebe. Über die vergessenen Abfallberge am Lungomare Matteotti hinweg öffnet sich ein zauberhafter Ausblick über die Meerenge von Messina, und manchmal, wenn das Wasser ganz glatt ist, erscheint die sizilianische Nachbarstadt auf der Oberfläche wie ein Spiegelbild von Reggio. Im grossen Erdbeben von 1908 wurden in Reggio, wie drüben in Messina, die Häuser zu 90 Prozent verschüttet, oder sie verbrannten. Vor dreissig Jahren schickte die Regierung in Rom Panzer gegen einen Volksaufstand, der ausgebrochen war, weil das kleine Catanzaro und nicht Reggio zur Provinzhauptstadt erklärt worden war, und zu Beginn der neunziger Jahre setzte das Innenministerium die gesamte Stadtregierung Reggios ab wegen Kungelei mit der lokalen Mafia, die sich in Kalabrien "'ndrangheta" nennt. Abends überquillt der Corso Garibaldi, die schnurgerade Geschäftsarterie, mit spazierenden Menschen unter dem unsichtbaren Schutz der "'ndrangheta". Reggio, 180"000 Einwohner, ist die Stadt der Widersprüche, die verlorenste Stadt Italiens, älter als Rom und wahrscheinlich öfter zerstört, geplündert und wiederaufgebaut als jede andere menschliche Siedlung. Der Ort, an dem Petrus an Land ging und ein mutiger Trainer wie Franco Colomba die Reggina in die Serie A führte und sich dort ein Jahr lang behauptete mit einer erfrischend aufspielenden Mannschaft, bis sie ihm in der Sommerpause aus ökonomischen und andern Zwängen aus der Hand geschlagen wurde. (NZZ00/NOV.04742 Neue Zürcher Zeitung, 28.11.2000, S. 55; Auf ausländischen Fussballplätzen /Das Weltuntergangs-Ballett in Reggio)
Georgiens Regierung sieht Russland als treibende Kraft hinter den Abspaltungsbestrebungen seiner Teilrepublik, da die Führung in Moskau bereits während der kriegerischen Auseinandersetzungen zu Beginn der neunziger Jahre die Separatisten unterstützt hatte. Der Konflikt belastet, ebenso wie derjenige mit der ebenfalls abtrünnigen Republik Abchasien am Schwarzen Meer, die Beziehungen Georgiens zu Russland schwer. (NZZ06/SEP.02017 Neue Zürcher Zeitung, 12.09.2006, S. 2; Unabhängigkeitsreferendum in Südossetien angekündigt)
Über Achmetows Aufstieg in diese Machtposition ranken sich die irrsten Geschichten. Sie beginnen mit angeblichen Hütchenspielereien in Sotschi zu Beginn der neunziger Jahre. Und sie reichen bis zu jenem mysteriösen Tag im Oktober 1995, als im Donezker Stadion der damalige örtliche Patron Achat Bragin bei einem Bombenanschlag starb - und sein Vertrauter Achmetow zufälligerweise nicht im Stadion war. Rinat Achmetow übernahm Bragins Position und baute seine Macht über die Donezker Stadtgrenzen bis nach Kiew aus. Allerdings konnte ihm bisher noch niemand krumme Geschäfte nachweisen, gegen derartige Berichte prozessierte er sogar international schon erfolgreich. (U12/JUN.04076 Süddeutsche Zeitung, 27.06.2012, S. 32; Stadt, Land, Klub)
1974 geäußerten Gegenthese an, wonach Strategieänderungen auch durch organisatorischen Druck ausgelöst werden können ("Strategy follows Structure"). Er sieht sich vielmehr als Vertreter eines "sachlichen Interdependenzkonzepts" zwischen Strategievariablen, Einflußgrößen der Organisationsstruktur und Erfolgsvariablen. Wolf stützt sich auf den Informationsverarbeitungsansatz, mit dessen Hilfe quantitative Aussagen über die Informationsverarbeitungskapazität und den Informationsbedarf bei unterschiedlichen Organisationsstrukturen und Strategieausprägungen getroffen werden können. Die empirische Untersuchung selbst erstreckt sich auf Fragebogenangaben von 156 Unternehmen, von 1955 bis 1995. Dargestellt werden zunächst die Veränderungen in den Organisationsstrukturen. Die Befunde bestätigen, daß die aufgabenorientierte Funktionalorganisation an Bedeutung verloren hat. Demgegenüber haben die auf Produktbereiche bezogene Spartenstruktur, die zweidimensionale Matrixorganisation und - erst zu Beginn der neunziger Jahre - die dreidimensionale Tensororganisation (Gliederung nach Funktionen, Produktgruppen und Regionen) an Einfluß gewonnen. Der Verfasser dokumentiert seine Ergebnisse sorgfältig und umfassend. Den größten Umfang (rund 300 Seiten) nimmt in dem Werk die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Strategiefacetten und Organisationsstrukturen ein. Aus der Fülle der Einzelfeststellungen, die sich dort finden, seien drei hervorgehoben. Erstens läßt sich der Zusammenhang von Unternehmensstrategien und Organisationsstrukturen in den deutschen Unternehmen nicht durch pauschale Thesen wie "Structure follows Strategy" oder "Strategy follows Structure" wiedergeben. Vielmehr ist stets zu prüfen, welcher konkrete Strategie- oder Strukturaspekt gemeint ist. Die Beziehungen zwischen Wettbewerbsstrategie und Organisationsstruktur erweisen sich über den gesamten Zeitraum hinweg als stabil. (F01/107.39782 Frankfurter Allgemeine, 09.07.2001)
Als Diplomat wäre Heinrich Weiss eine Fehlbesetzung gewesen. Wann immer er von einer Sache überzeugt war, hat er klar Position bezogen. Etwa in seiner kurzen Zeit als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) zu Beginn der neunziger Jahre, als er sich gegen die im Elektroverband ZVEI entwickelte Forderung stemmte, eine europäische Chipproduktion mit Staatshilfe aufzubauen. Auch Daimler-Benz hätte es damals gerne gesehen, wenn sich Weiss bei der Bundesregierung für den Weiterbau des Jägers 90 engagiert hätte. Aber der damalige BDI-Präsident schwieg, um mit seinem Verlangen nach einem strikten Sparkurs des Bundes glaubhaft zu bleiben. Deutliche Worte findet der Vorstandsvorsitzende des Stahl- und Walzwerkherstellers SMS, der an diesem Mittwoch sein 60. Lebensjahr vollendet, auch wenn er den aktuellen Zustand der deutschen Wirtschaft beschreiben soll: Das Land sei unfähig zu Reformen, hat er in diesen Tagen gesagt. Die Sozialsysteme müssen nach seiner Meinung auf die Hilfe im Notfall reduziert werden. (U02/JUN.01021 Süddeutsche Zeitung, 05.06.2002, S. 28; Mann der klaren Worte)
Nach dem strategischen Wandel zu Beginn der neunziger Jahre machte sich Dahinden zunehmend für schweizerische Aktivitäten in der Friedensförderung mit militärischen Mitteln stark. Dabei wollte er die Beiträge der Armee nicht isoliert, sondern immer im Rahmen eines integrierten Ansatzes, das heisst im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten zur Stabilisierung von Krisenherden, verstanden wissen. (NZZ12/DEZ.01554 Neue Zürcher Zeitung, 11.12.2012, S. 11; Ein gewandter Militärdiplomat)
In zwei Liberalsierungsschritten wurde der früher streng regulierte österreichische Autohaftpflicht-Markt verändert. Die erste Etappe war das "Kraftfahrzeughaftpflichtversicherungsgesetz" (KHVG) von 1987. "Bei der Versicherung ganzer Autoflotten hat dieses Gesetz spätestens zu Beginn der neunziger Jahre einen Preiswettbewerb ausgelöst", sagt Werner Achatz, Direktor bei der Zürich Kosmos Versicherungen AG. Ein wesentlicher Aspekt war die Individualisierung der Preisbildung, abhängig vom Schadensverlauf und vom Stellenwert des Kunden. (P95/NOV.39123 Die Presse, 07.11.1995, Ressort: Reports; Preiswettbewerb und Druck auf Verwaltungskosten)
Der Bürgermeister, für den Standortmarketing keineswegs ein Fremdwort ist, bezeichnet die mangelhafte Infrastruktur als Haupthindernis bei der Suche nach Investoren. Finanzielle Autonomie bedeutet für ihn, in der Gemeinde über die Verwendung der Steuereinnahmen bestimmen zu können. Was zu tun wäre, wüssten die Einheimischen sehr genau: Verbesserung der Zufahrtsstrassen zu den Dörfern sowie eine kommunale Wasserversorgung. Im Unterschied zu andern Ortschaften in Siebenbürgern handelt es sich hier nicht um aussterbende Dörfer. Seit einigen Jahren ist laut Maté die Einwohnerzahl wegen zahlreicher Geburten wieder steigend. Manche Magyaren, die es nach der Öffnung der Grenzen zu Beginn der neunziger Jahre mit Arbeit in Ungarn zu bescheidenem Wohlstand gebracht hatten, seien zurückgekommen. Der Arbeitsmarkt in Ungarn sei gesättigt, und die Lebenskosten seien im Vergleich zu Rumänien deutlich höher. Es handle sich bei den Rückkehrern meist um gute Handwerker, besonders im Bereich der Holzverarbeitung. "Sie besannen sich ihrer Wurzeln", sagt der Bürgermeister, "und sie kamen zurück." (NZZ06/APR.01823 Neue Zürcher Zeitung, 11.04.2006, S. 9; Gunst der Stunde für Rumäniens Ungarn)
Hauptredner ist diesmal Mawethu Ntila. Er kämpfte zu Beginn der neunziger Jahre Seite an Seite mit den Kameraden vom ANC, dann arbeitete er zehn Jahre als Ingenieur in Israel. "Als ich zurückkam, war ich entsetzt", ruft er in den Saal: "Der ANC vergibt Posten und Ämter nicht nach Qualifikation, sondern nach Verdiensten im Untergrundkampf. Wir sollten mehr wie ein Unternehmen arbeiten." (S09/APR.00291 Der Spiegel, 20.04.2009, S. 110; Gefährliche Diamanten)
Der Juniorchef versichert, dass solche Pläne nicht an der Finanzkraft scheitern werden. Einzelheiten will er nicht preisgeben; aber er betont, dass das Unternehmen - abgesehen von einer schwierigen Phase zu Beginn der neunziger Jahre, als allenfalls ausgeglichene Ergebnisse erwirtschaftet wurden - immer "gut verdient hat". Die Idee, die Kapitalausstattung über einen Börsengang zu verbessern, sei vor fünf, sechs Jahren einmal geboren, aber rasch wieder beiseite geschoben worden. "Gott sei dank", wie Bettermann mit Blick auf die anhaltende Schwäche auf den Kapitalmärkten meint. (U01/OKT.04397 Süddeutsche Zeitung, 22.10.2001, S. 29; Dynastien, Außenseiter, Newcomer: OBO Bettermann)
Ist im Tessin ein Asphaltkartell am Werk? Wegen des Verdachtes, dass die 17 Firmen, die im Tessin Strassenbelagsarbeiten ausführen, sich untereinander absprechen und dem Kanton für Bitumenlieferungen zu hohe Preise berechnen, hat der Staatsrat nun die Wettbewerbskommission des Bundes eingeschaltet. Laut Baudirektor Marco Borradori sind die Asphaltpreise im Tessin seit 2003 zum Teil markant angestiegen, während sie nördlich der Alpen in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken seien. Nach den Worten von Borradori ist bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen unter den Strassenbaufirmen eine Art Rotationsprinzip im Spiel. Die Lega dei Ticinesi nimmt für sich in Anspruch, bereits zu Beginn der neunziger Jahre auf Missstände in diesem Sektor aufmerksam gemacht zu haben. Im Sommer 2000 stellte die Wettbewerbskommission eine Voruntersuchung wegen angeblicher Preisabsprachen in Giubiasco mangels Beweisen ein. Die Kantonsverantwortlichen hoffen darauf, Unregelmässigkeiten in Zukunft mit Hilfe eines neuen Kartellgesetzes einen Riegel schieben zu können. sdl. (NZZ04/DEZ.01004 Neue Zürcher Zeitung, 07.12.2004, S. 23; Ist im Tessin ein Asphaltkartell am Werk?)
Während sich die Diskussionen zur Zeit des Kalten Krieges weitgehend auf Fragen von Nuklearstrategie und operativ-taktischen Einsatzverfahren mechanisierter Grossverbände im Zusammenspiel mit Luftstreitkräften beschränkten, haben sich nach der strategischen Wende zu Beginn der neunziger Jahre Akzentverschiebungen ergeben. (NZZ11/AUG.00642 Neue Zürcher Zeitung, 06.08.2011, S. 7; Neue Schattierungen im Kriegsbild)
Der Untersuchungsausschuß des Bundestages zur CDU-Finanzaffäre ist an einen Punkt gelangt, an dem sich bestimmte Beschuldigungen, Vermutungen und Verdächtigungen nicht länger verstärken, sondern einander ausschließen. Die Ausschußmehrheit aus SPD und Grünen, die nach Beweisen sucht für die Bestechlichkeit der früheren CDU/FDP-geführten Bundesregierung, hat während der jüngsten Ausschußsitzung mit Unwillen auf die Ausschluß-Logik reagiert, der die Strafverfolgungsbehörden folgen. Vor den Ausschuß war die Staatsanwaltschaft Saarbrücken zur Auskunft geladen, die seit mehr als einem halben Jahr gegen den Geschäftsmann Dieter Holzer wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelt. Holzer ist die Schlüsselperson in jenem Teil der Finanzaffäre, der sich auf den Verkauf der ostdeutschen Leuna-Raffinerie an den französischen Elf-Konzern bezieht. Unbestritten ist, daß Elf im Zuge dieses Milliardenvorhabens damals, zu Beginn der neunziger Jahre, 256 Millionen Franc, also mehr als 80 Millionen Mark, für sogenannte "Lobbying"-Zahlungen bereitstellte, was eine Umschreibung für den Zweck einer Schmiergeldzahlung sein kann, aber nicht muß. Unbestritten ist auch, daß das Geld über ein Luxemburger Konto an Holzer gelangte, der angibt, das Geld sei als Beraterhonorar für ihn und einen französischen Partner zu verstehen; sie beide hätten die schwierige Privatisierungsphase begleitet. Holzer sagt, er habe das Honorar für geschäftliche Aktivitäten im Libanon, dem Land, aus dem seine Frau stammt, weiterverwendet. Ermittlungsbehörden in Frankreich und Deutschland und der Berliner Untersuchungsausschuß hegen andere Vermutungen über den Verbleib des Geldes. Die französischen Behörden, die seit Jahren dunkle Geschäfte der einstigen Elf-Konzernspitze untersuchen, folgen eher der Mutmaßung, die an Holzer gezahlten Mittel könnten auf Umwegen wieder an einstige Führungspersonen des Konzerns um den damaligen Vorstandschef Le (F01/105.31826 Frankfurter Allgemeine, 18.05.2001; Die Bestechungsvorwürfe im Fall Leuna wird der Untersuchungsausschuß nur schwer klären können Die Saarbrücker Staatsanwälte sind kaum vorangekommen / Ein "Hin und Her" auf Holzers Konten)
Die folgenden auf Kaufkraftparitäten (KKP) beruhenden Vergleiche beziehen sich auf den Zeitraum von 1990 bis 2001. Im Jahr 1990 nahm die Schweiz zum ersten Mal an den KKP-Untersuchungen der OECD teil. Für frühere Jahre gibt es zwar Schätzungen. Diese sind aber unzuverlässig, weshalb sie im Folgenden nicht berücksichtigt werden. In Grafik"1 stellen Irland und die Schweiz die beiden Extremfälle dar: Abgesehen von Luxemburg ist Irland dasjenige Land, das zwischen 1990 und 2001 seine Position am stärksten verbessern konnte, während die Schweiz unter den 30 OECD-Staaten am meisten Terrain eingebüsst hat. Zu Beginn der neunziger Jahre war das kaufkraftbereinigte BIP pro Kopf in der Schweiz noch höher als dasjenige in den USA. Elf Jahre später lag es deutlich unter dem US-Niveau. Eindrücklich präsentiert sich die Entwicklung Irlands. Entsprach das Wohlstandsniveau der Grünen Insel zunächst demjenigen Portugals, hat Irland innert eines Jahrzehnts sogar die Schweiz überholt. Auch den Niederlanden und Australien ist es gelungen, ihre Positionen zu verbessern. (NZZ02/NOV.04729 Neue Zürcher Zeitung, 28.11.2002, S. 29; ohne Titel)
Denn immerhin rund zwei Millionen Menschen hetzen hierzulande nach offiziellen Angaben dem kleinen Hartgummiball hinterher, aber lediglich 25 000 davon sind im Deutschen Squash Rackets Verband (DRSV) organisiert. Von einem kontinuierlichen Rückgang könne daher keine Rede sein, sagt Bernd Ruof, Pressesprecher des DRSV: 'Nachdem die Squash-Anlagen zu Beginn der achtziger Jahre wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, haben wir uns nach einem kleinen Rückgang zu Beginn der neunziger Jahre inzwischen auf einem hohen Niveau stabilisiert.' Es steige sogar die Zahl der Anlagen wieder. (U97/JAN.02356 Süddeutsche Zeitung, 13.01.1997, S. 28, Ressort: SPORT; Sympathiewerbung auf der Straße)
Andere Trendforscher haben - wie stets zu Krisenzeiten - dagegen Hochkonjunktur. So propagierte die Düsseldorfer Werbeagentur Grey zu Beginn der neunziger Jahre "die neue Bescheidenheit". Der Bundesbürger, so die Werbeleute, werde nicht weniger, sondern bewußter konsumieren, er beschränke sich "auf den Kern der Dinge". Franz M. Schmid-Preisler aus München, der seit dreißig Jahren Konsumgüterunternehmen berät, findet den Begriff "neue Bescheidenheit" zwar irreführend, meint aber mit seiner Wortschöpfung "Lifeculture" durchaus das gleiche: Danach nimmt der "aufgeklärte Verbraucher Abstand vom Materiellen, von der Masse". Er werde nicht etwa bescheidener, sondern anspruchsvoller - sozusagen Konsumverzicht auf hohem Niveau. (Z93/DEZ.00414 Die Zeit, 24.12.1993, S. 17; Angst vor dürren Jahren)
LIBYENS Erdölexport, der zu neun Zehnteln nach Europa geht, hat die Jahre der politischen Isolation unbeschadet überstanden. Die geographische Nähe der Volksrepublik, die hohe Qualität des Rohöls und die Ergiebigkeit der Lagerstätten (die bei der heutigen Förderquote noch sechzig Jahre lang ausgebeutet werden können) - all das bewog die europäischen Länder, sich den wiederholten Aufforderungen der USA zur Ausweitung des Embargos auf libysches Erdöl und Erdgas zu verweigern. F3 1998 gab es in Libyen rund zwanzig ausländische Ölgesellschaften (zu Beginn der neunziger Jahre waren es nur sieben gewesen), die Erdölförderung und die Erschließung neuer Ölvorkommen betreiben. (T00/DEZ.58106 die tageszeitung, 15.12.2000, S. 18, Beilage Le Monde diplomatique; Gaddafi - Wandel als Überlebenskunst)
In den vergangenen fünf Jahren wurde der Wohnungsneubau in Österreich stark forciert. Infolge des großen Nachholbedarfs, der hohen Zuwanderung zu Beginn der neunziger Jahre und der großen Wohnungsnachfrage junger Haushalte expandierte der Neubau besonders von Mitewohnungsbauten kräftig. (P97/MAR.08385 Die Presse, 01.03.1997, Ressort: Immobilien; Der Wohnbau-Boom geht heuer zu Ende)
Das 1933 aufgelöste Dessauer Bauhaus ist die berühmteste Architektur- und Designschule der Moderne gewesen, und die zu Beginn der neunziger Jahre gegründete Bauhaus-Stiftung versucht, an diesen Ruhm anzuknüpfen. Allerdings versteht sie sich jetzt in erster Linie als interdisziplinäre Forschungseinrichtung zu aktuellen Fragen des Städtebaus. Dieser Ansatz wurde unter dem Direktor Omar Akbar ausgebaut, offenbar zur Zufriedenheit des Landes Sachsen-Anhalt, denn kürzlich wurde sein Vertrag verlängert. (B03/JUL.46974 Berliner Zeitung, 14.07.2003; Die Abriss-Avantgarde [S. 14])
sev. Entscheidend für die Perspektive an den Aktienmärkten ist die Entwicklung der Unternehmensgewinne. Erst wenn diese steigen, sind höhere Kurse gerechtfertigt. Ein Zeichen für den Optimismus der Finanzanalysten ergibt eine Auswertung ihrer Gewinnschätzungen. Nach den Anschlägen am 11."September 2001 wurden die Gewinnschätzungen massiv gesenkt. Das Verhältnis von nach oben revidierten Schätzungen zu nach unten angepassten Prognosen erreichte mit 0,4% ein ähnlich tiefes Niveau wie zu Beginn der neunziger Jahre. Als im ersten Quartal 2002 Hoffnungen Oberwasser erhielten, waren auch die Finanzanalysten schnell wieder zu besseren Einschätzungen bereit. Der steile Aufwärtstrend wurde allerdings in den vergangenen Wochen wieder gebrochen. (NZZ02/SEP.02419 Neue Zürcher Zeitung, 16.09.2002, S. 24; Geänderte Ansichten)
Die Sortimente der beiden Hauptmieter Marktkauf und Scheck-In, beide Teil der Edeka/AVA-Einzelhandelsgruppe, sind an dem Einzelhandelsstandort am Neckarauer Bahnhof zweifelsohne richtig platziert. Ein zu Beginn der neunziger Jahre mit großem Aufwand erarbeitetes Einzelhandels-Konzept ("Zentrenkonzept") der Stadtverwaltung sah genau an dieser Stelle einen sogenannten integrierten Standort vor, also einen großflächigen Einzelhandel im Ortskern und nicht abseits im Gewerbegebiet. (M08/APR.24913 Mannheimer Morgen, 02.04.2008, S. 19; Neuer Einkaufsmarkt eröffnet)
Der Beamte war zu Beginn der neunziger Jahre Sachbearbeiter für Erpressungsfälle zum Nachteil der Firma Milupa. Insbesondere war ihm die Verwaltung von hohen Beträgen anvertraut, die Milupa der Polizei übergeben hatte, um Geldübergaben an Erpresser organisieren zu können. Nach Abschluß der Fälle wurde das Geld an die Firma zurücküberwiesen - bis auf einen Betrag von 200000 Mark. Mehrfach hatte der Angeklagte, wie sich in beiden Gerichtsverhandlungen gezeigt hat, über den Verbleib dieses Betrages falsche Angaben gegenüber Vorgesetzten gemacht und behauptet, alles sei an das Unternehmen zurückerstattet worden. (F95/545.00045 Frankfurter Allgemeine, 1995)
Ich wusste schon zu Beginn der neunziger Jahre, dass da etwas gewesen sein musste, weil ein (Z15/JUN.00134 Die ZEIT, 03.06.2015, S. 14; "Die Liebe zum edlen Kommunismus")
Wie anders war da doch die Stimmung zu Beginn der neunziger Jahre gewesen. Im Jahr 1991 kam eine bürgerliche Regierung unter dem konservativen Parteichef Carl Bildt an die Macht, die im Wahlkampf einen "Neustart" für Schweden versprochen hatte und die einen Systemwechsel zustande bringen wollte. Ziel war nicht weniger als die Abkehr vom "schwedischen Modell" der hohen Steuern und des allumfassenden Sozialstaats. Einerseits wollte die Koalition das Land in die EU hineinführen. Anderseits sollte das Land einem wirtschaftlichen Reformprogramm unterzogen werden, in dem die Steuerlast gesenkt und den Bürgern mehr Wahlfreiheit gegeben würde. (NZZ04/JAN.03301 Neue Zürcher Zeitung, 24.01.2004, S. 29; Schweden ein Jahrzehnt nach dem Abgang der Reformer)
Erst zu Beginn der neunziger Jahre wurde auch die europäische Basisbewegung, bedingt durch das Nein zum EWR (1992), unsanft geweckt. Bereits ein Jahr später reichte das Komitee "Geboren am 7. Dezember" seine Initiative zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit 114 000 (grösstenteils aus der Westschweiz stammenden) Unterschriften ein. 2001 erlitt die Initiative "Ja zu Europa" mit 76,8 Prozent Nein-Stimmen eine bittere Abfuhr - dies, nachdem ein für die Nebs annehmbarer Gegenvorschlag im Ständerat gescheitert war. Am Basler Jubiläumsanlass war in selbstkritischem Ton auch von einem "Eigentor" die Rede. (NZZ04/DEZ.00835 Neue Zürcher Zeitung, 06.12.2004, S. 10; Ein langer Atem für Europa)
Wie hart der Überlebenskampf ist, zeigen laut Medwenitsch die Zahlen: Österreich ist neben Frankreich bereits jetzt das EU-Land mit der größten Handelskonzentration im Musikgeschäft. Lag der Anteil des nur vom Verkauf von Tonträgern lebenden Fachhandels zu Beginn der neunziger Jahre noch bei etwa 25 Prozent, waren es im ersten Quartal 1997 nur mehr zwölf Prozent. "Frankreich hat nach zehn Jahren völliger Preisliberalisierung bereits reagiert und für Tonträger den Verkauf unter dem Einstandspreis verboten", so Medwenitsch. (I97/JUN.22464 Tiroler Tageszeitung, 13.06.1997, Ressort: Konsumenten; Handel fordert Mindestpreis bei CDs)
Wie in Polen und Tschechien zu Beginn der neunziger Jahre fehlen in gewissen rumänischen und bulgarischen Regionen aber nach wie vor Gemeindestrukturen im westeuropäischen Sinn: «Der Wohlstand und die Infrastruktur sind zum Beispiel in der bulgarischen Stadt Gabrovo weit vom westeuropäischen Standard entfernt», sagt der Thuner Stadtpräsident Hans-Ueli von Allmen. Seit 1996 besteht deshalb zwischen Thun und Gabrovo eine Partnerschaft - zur Hälfte von der Deza finanziert. Sollte die Deza wegen Bulgariens EU-Mitgliedschaft die Zahlungen in den nächsten Jahren einstellen, werde man vermutlich den eigenen Jahresbeitrag von 30 000 auf 50 000 Franken erhöhen, meint von Allmen. Ein Verein mit rund 150 Mitgliedern sorge zudem für das langfristige Überleben des Austauschprojektes. (NZZ08/AUG.01304 Neue Zürcher Zeitung, 11.08.2008, S. 9; Fernbeziehungen auf Zeit)
Shirley im Glück: Im Popgeschäft werden immer noch Märchen wahr! Hätte man Shirley Manson zu Beginn der neunziger Jahre prophezeit, daß sie einen Karrieresprung wie in einem Bravo -Photo-Roman hinlegen und Sängerin der erfolgreichsten Alternative-Popband des Jahrzehnts werden würde, Shirley Manson hätte wahrscheinlich nur gelacht. (U98/JUN.41027 Süddeutsche Zeitung, 10.06.1998, S. 10, Ressort: SZ; Dornröschen und die alten Recken)
Die Welt war ratlos, als zu Beginn der neunziger Jahre der Krieg auf dem Balkan ausbrach. Der Westen ignorierte lange Zeit die Massaker, man wollte sich in diesen "Bruderkrieg" nicht einmischen. Die bemerkenswerte Parole lautete damals: Alle sind schuld, alle sind Opfer. Erst im Mai 1993, als angesichts der Kriegsverbrechen in Bosnien der Druck der Öffentlichkeit auf die Politiker im Westen zu groß wurde, beschlossen die Vereinten Nationen die Gründung eines Tribunals zur Ahndung von Kriegsverbrechen auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien. Seither hat das Gericht 161 Personen angeklagt, 121 Verfahren sind abgeschlossen, 61 Angeklagte wurden verurteilt. (U10/MAR.00215 Süddeutsche Zeitung, 02.03.2010, S. 2; Schuld und Schweigen)
Seit dem Sturz des Milosevic-Regimes im Herbst 2000 hat es Dacic geschafft, die Sozialisten unter seine Kontrolle zu bringen. Allerdings hatte er auch keine starke Konkurrenz in der Partei, weil die meisten alten Kader entweder vom Haager Tribunal angeklagt wurden, im Gefängnis landeten oder sich eine Kugel durch den Kopf jagten, wie der ehemalige Innenminister Vlajko Stojiljkovic. Dacic wurde in der kosovarischen Stadt Prizren geboren. Als einer der besten Studenten der Belgrader Universität machte er zu Beginn der neunziger Jahre eine schnelle Karriere in der Sozialistischen Partei. Als Sprecher der Milosevic-Partei war er zuständig für die Propaganda, die sich oft gegen die inneren und äußeren Feinde richtete. Gemeint waren die damalige Opposition und der angeblich antiserbische Westen. Sympathien für diese düsteren Jahre zeigt Dacic noch heute. Im Wahlkampf sagte er: "Es ist die Zeit gekommen, dass wir beweisen, dass wir all diese Jahre mit Slobodan Milosevic im Recht waren." Anderseits hat Dacic aber schneller als die Betonköpfe in seiner Partei erkannt, dass man mit der Vergötterung Milosevics allein keine Wahlen mehr in Serbien gewinnen kann. Nun kann seine Partei, die bei den Wahlen am Sonntag 20 Mandate gewann, das Zünglein an der Waage spielen. (U08/MAI.02047 Süddeutsche Zeitung, 14.05.2008, S. 8; Die Macht der Milosevic-Erben)
Biologische Herzschrittmacher, Medikamentenproduktion in der Lunge, Enzymerzeugung in der Leber - mit gleich drei Überraschungen meldet sich ein Hoffnungsträger zurück, der zu Beginn der neunziger Jahre die Schlagzeilen füllte wie heute die Stammzellen: die Gentherapie, der Versuch, funktionsunfähige Gene im Körper durch funktionsfähige zu ersetzen. Um diese Revolution der Medizin ist es ruhig geworden, weil trotz Tausender Versuche an Menschen Erfolge fast völlig ausblieben und statt dessen vor drei Jahren in einem mißglückten klinischen Test an der Pennsylvania State University der erste Tote zu beklagen war. Das dämpfte den Eifer voreiliger Anwendung und führte viele in die Grundlagenforschung zurück, aus der nun ganz neue und ehrgeizigere Ansätze auftauchen: Früher wollte man einzelne Gene ersetzen, nun will man ganze Systeme manipulieren. (P02/SEP.01442 Die Presse, 14.09.2002, S. 8; Biologischer Schrittmacher, Pharmafabrik im Körper)
Kaliningrad wurde als Königsberg 1255 gegründet und blieb preussisch bis 1945, als die Russen Hitlers Truppen vertrieben und die Stadt grossenteils zerstörten. Bis zu Beginn der neunziger Jahre war es nach Westen abgeriegelt. Heute ist es ein Knotenpunkt für den Auto- und Bahnverkehr in die baltischen Staaten geworden. (NZZ05/JUL.02142 Neue Zürcher Zeitung, 14.07.2005, S. 10; Kaliningrad einfach - die drei Gesichter Königsbergs)
Unter dem Wirken der Untersuchungsrichter von "Mani pulite", die zu Beginn der neunziger Jahre die korrupten Finanzgeschäfte der Parteien, den üblen Filz zwischen Politik und organisiertem Verbrechertum und andere dunkle Aspekte der Herrschaft der Democrazia Cristiana zu durchleuchten begannen, ist das alte Parteiensystem zwar hinweggefegt worden. Alte Gewohnheiten sind deswegen aber offenbar nicht einfach aus dem politischen Alltag Italiens verschwunden. Sie haben sich erhalten oder wurden angepasst und drängen nun vermehrt wieder an die Oberfläche. (NZZ00/SEP.04156 Neue Zürcher Zeitung, 23.09.2000, S. 5; Blasen in Italiens Sumpf der Korruption /Festnahmen in Mailand und Palermo)
Tatsächlich enthält das Papier kaum konkrete Hinweise auf Verhandlungsfortschritte. Vor allem das heikle Problem der Pensionsreform, die von den Kommunisten in der Regierungsmehrheit rundweg abgelehnt wird, scheint nach wie vor ungelöst. Auch die Gewerkschaftsführer gaben zu, daß man von einer Einigung noch sehr weit entfernt sei. Ein paar Zahlen zur Einführung: Für Pensionen gibt Italien rund 14 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts aus. Im Vergleich dazu liegen die Pensionskosten der Industriestaaten im Schnitt bei 9,4 Prozent. Hundert italienische Beitragszahler erhalten 93 Pensionisten. Zu Beginn der neunziger Jahre waren es noch 85. (K97/AUG.58224 Kleine Zeitung, 01.08.1997, Ressort: Weltpolitik; Wer zahlt Italiens Renten?)
In der zu Beginn der neunziger Jahre ausgerufenen "Dekade des Gehirns" haben, wie McGinn einleitend feststellt, die Neurowissenschaften sehr viel zum Verständnis des menschlichen Bewusstseins beigetragen; verführerisch war vor allem die Aussicht, durch den Einbruch der exakten Naturwissenschaften in einen Bereich, der geradezu paradigmatisch den Kern der eigenen Persönlichkeit ausmacht, könnte unser "innerstes" Wesen endlich technologisch verfügbar werden. Die eigentliche Frage aber, ob und wie unser Gehirn, ein äußerlich eher unspektakulärer Zellklumpen, als Sitz des bewussten Lebens zu verstehen ist, wie also ein leibliches Organ etwas hervorbringt, das gänzlich unmateriell ist, Seele, Gefühle, Wahrnehmungen oder Gedanken - diese Frage blieb unbeantwortet. (B01/APR.31381 Berliner Zeitung, 14.04.2001; Bewusstes Fleisch [S. 8])
| | Szenen einer Partnerschaft EWALD TROJANSKY zum Herzog-Besuch in Moskau Nach großer Euphorie zu Beginn der neunziger Jahre ist in der deutsch-russischen Beziehung der graue Alltag ausgebrochen: Es gibt etliche Probleme, doch die Partner versuchen, sich zu arrangieren. Alles schien möglich in den frühen neunziger Jahren. Die Kommunistische Partei hatte die Allmacht im Lande verloren, bei einem letzten Putschversuch war sie am Widerstand des Volkes gescheitert. Das graue Riesenreich des Sozialismus würde sich, so schien es, bald in eine blühende Landschaft verwandeln. Die Deutschen, die den verwandelten Russen die Einheit in Freiheit verdankten, liebten Rußland. Nach etlichen Jahren Partnerschaft haben die Alltagsprobleme auch hier die großen historischen Gefühle besiegt. So ist das nun einmal im Leben - beide Seiten sind um ein paar Illusionen ärmer und um ein paar Erfahrungen reicher geworden. (RHZ97/SEP.01207 Rhein-Zeitung, 02.09.1997; 2. kommentar)
Das Urteil des ORH über die Arbeit von Geschäftsführung und Aufsichtsrat ist vernichtend. Aus Sicht der Kontrolleure hätten "sowohl die staatlichen Vertreter im Aufsichtsrat der LWS als auch der Freistaat Bayern als Gesellschafter" zu Beginn der neunziger Jahre dem "neuen Unternehmenskonzept nicht zustimmen sollen". Dieses sah vor, dass die bis dahin auf Bau und Verwaltung von Mietwohnungen spezialisierte Gesellschaft auf einmal ins riskante Bauträgergeschäft mit Gewerbeimmobilien einsteigen sollte. Maßgeblicher Befürworter dieser "strategischen Neuausrichtung" war der damalige, für den Wohnungsbau zuständige Innenminister Stoiber. (S99/AUG.00323 Der Spiegel, 16.08.1999, S. 85; Viel zu oft)
Beim weltweiten Wettbewerb hat die Autoindustrie eine Vorreiterrolle übernommen. Die Herausforderung durch die Japaner und Milliardenverluste zu Beginn der neunziger Jahre haben dazu geführt, dass bei allen führenden Unternehmen kaum ein Stein auf dem anderen geblieben ist. Wer auf dem Markt bleiben will, muss schlank, fit und vor allem ein "global player" sein, wiederholen die Topmanager pausenlos. (E98/MAI.13268 Tages-Anzeiger, 08.05.1998, S. 35, Ressort: Wirtschaft; "Mercedes mit Rabatt!")