Wir genossen einen familiären Abend, eine neue Wirklichkeit bildete sich heraus: Es gab
schon Parteien, Zeitungen und Politiker unterschiedlichster Schattierungen, das Ganze
funktionierte bereits von selbst, meine Maschinenpistole würde ich nicht mehr brauchen.
Als Budapest
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im Morgengrauen |
des 4. Novembers 1956 vom Geschützdonner der Kanonen aufgeschreckt wurde, lag ich
an Veras Seite in dem schmalen Bett. Sollten mich Bewaffnete abholen wollen, würde
ich schiessen, stellte ich mir in der Dunkelheit vor, während ich Vera umschlang.
(NZZ06/OKT.03460 Neue Zürcher Zeitung, 21.10.2006, S. 69; Das plötzliche Schwinden
der Angst)
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der kurze traum von freiheit und demokratieGEnde Oktober 1956 feiern die Freischärler
die Vertreibung der Sowjets. Doch
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des 4. Novembers schlägt das Imperium zurück, die Panzer der Roten Armee zermalmen
den Volksaufstand. Niedergeschlagen zieht ein Freiheitskämpfer mit seiner Frau nach
Hause (SBL06/OKT.00458 Sonntagsblick, 22.10.2006, S. M36; ungarnaufstand vor 50 jahren)
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Sehr viel! Im Jahr 1812 war die Schweiz letztmals unter einer fremden Macht. Napoleon versprach
bei seinem Einmarsch Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Letztlich hat der dann
aber den Berner Goldschatz gestohlen und die Schweiz verpflichtet, für den russischen
Feldzug 12 000 Soldaten zu stellen - 300 sind übrig geblieben.
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Im Morgengrauen |
des 28. Novembers, kurz vor der Schlacht an der Beresina, stimmte der Glarner Oberleutnant
Thomas Legler dann das Lied «Nachtreise» an, und die Schweizer Soldaten stimmten in
den Gesang mit ein. Das Beresina-Lied ist ein Mahnmal: Wenn eine fremde Macht bestimmt,
kommt es nie gut heraus! (SOZ12/NOV.05246 Die Südostschweiz, 25.11.2012, S. 17; «Das
ist salonfähige Verlogenheit»)
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Ratlos ziehen sie sich erst einmal um (in den Zellen haben die Gefangenen ihre Kleidung behalten
dürfen): Casanova nun im Spitzenhemd, auf dem Kopf einen goldbetressten spanischen
Dreispitz mit weissem Federbusch. Als er
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dieses 1. Novembers 1756 ein Fenster öffnet, erregt er Verwunderung unter Passanten
auf dem Markusplatz, sie alarmieren einen Pförtner, der öffnet das Portal, und Casanova
schreitet stumm und arrogant an ihm vorbei die Prachttreppe hinunter. (WWO05/JUN.00193
Weltwoche, 23.06.2005, S. 032; Mehr als ein Don Juan)
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Während der Novemberpogrome vom 9. auf den 10. November 1938 wurde auch diese Synagoge |
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des 10. Novembers durch Brandlegung zerstört (das dahinter stehende Gemeindehaus
blieb unbeschädigt). Nur eine der 93 Synagogen Wiens überstand diese Tage, wenn auch
mit schweren Beschädigungen: der 1963 wieder eröffnete Stadttempel im 1. Bezirk. Am
1. Dezember 1939 erging an die Israelitische Kultusgemeinde per Bescheid die Genehmigung,
die Ruine des Turnertempels abzutragen; als Frist wurde 1941 gesetzt und auch eingehalten.
(WPD11/S10.43410: Synagoge Turnergasse, In: Wikipedia - URL:http://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_Turnergasse:
Wikipedia, 2011)
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Die "Turnertempel" war ein wichtiges Identifikationsprojekt der Kultusgemeinde Sechshaus.
Sein Architekt Karl König war Schüler und Mitarbeiter von Friedrich von Schmidt, Assistent
von Heinrich von Ferstel an der Technischen Hochschule, deren Rektor er später wurde.
Die 1872 fertiggestellte Synagoge war sein erstes eigenes Gebäude und wäre heute ein
wichtiges Baudenkmal des Historismus.
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des 10. Novembers 1938 wurde der Tempel von SS-Mitgliedern in Brand gesetzt. Im Mai
1940 ging die Liegenschaft durch "Arisierung" an einen in der Nachbarschaft wohnhaften
Transportunternehmer, der dort eine Garage errichtete. Das Rückstellungsverfahren
endete 1950 mit einem Vergleich. Kurz darauf wurde die Garage um eine Tankstelle erweitert.
1973 erwarb die Gemeinde Wien das Grundstück, es folgten siebengeschoßiger Gemeindebau,
Abstandsgrün und Gedenktafel. Die notorischen Geschichtsverdreher lassen sich weder
durch den Geschichtsunterricht noch von Tafeln und Denkmälern beeindrucken, das ist
immer wieder aufs Neue widerlich, aber Realität. Für die Menge derer, die ihnen aus
Gedankenlosigkeit auf den Leim geht, ist jeder Versuch der Aufklärung nicht vergebens
und eine entsprechende Erinnerungskultur von ungebrochener Notwendigkeit. (P12/FEB.00489
Die Presse, 04.02.2012, S. 9; Vor einem halben Jahr noch war an der Ecke von Turnergasse
und...)
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Offenbach. Tugces Schicksal berührte Millionen. Die 22 Jahre alte Studentin wurde |
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des 15. Novembers auf dem Parkplatz eines Fast-Food-Restaurants in Offenbach Opfer
einer tödlichen Prügelattacke. Kurz zuvor soll sie zwei Mädchen in dem Imbiss zur
Hilfe geeilt sein, die von jungen Männern bedrängt wurden, darunter der mutmaßliche
Täter. Der 18 Jahre alte Sanel M. sitzt seither in Untersuchungshaft. Jetzt ist er
wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Wann der Prozess vor dem Jugendgericht
in Darmstadt beginnt, ist noch offen. Beobachter rechnen damit, dass es noch einige
Wochen dauern wird. (RHZ15/FEB.02243 Rhein-Zeitung, 04.02.2015, S. 31; Tugce: Verdächtiger
angeklagt)
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