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Was ist PhrasKomp?

PhrasKomp ist ein korpusbasiertes, durchsuchbares Inventar von 1.575 nominalen Phrasenkomposita wie Heile-Welt-Gerede oder „Ich-kann-Golf-Ski-und-Wandern-und-bin-schöner-als-die-andern“-Franz. Die Besonderheit solcher Komposita besteht darin, dass ihr Erstglied nicht von einem Wort, sondern von einer syntaktischen Phrase oder einem Satz gebildet wird.

Das Inventar ist das Ergebnis der ersten systematischen empirischen Untersuchung des Phänomens (Hein 2015) und hat den Anspruch, die Bildungsmöglichkeiten der Phrasenkomposition im Deutschen repräsentativ abzubilden. Es zeigt zudem anschaulich, dass es sich dabei um ein produktives Wortbildungsmuster des Deutschen handelt.1

Musterbasierte Suche

Die Bildungen des Inventars wurden händisch annotiert. Daher kann über die Suchmaske gezielt nach lexikalisch teilspezifizierten oder abstrakten Submustern der Phrasenkomposition gesucht werden. Die 1.575 Phrasenkomposita können dabei in Abhängigkeit ihres Zweitglied-Lexems bzw. in Abhängigkeit der folgenden abstrakten Eigenschaften des Zweitglieds gruppiert werden:

Ableitungstyp: simplizisch; desubstantivisch; deadjektivisch; deverbal
Semantische Gruppe: absolute Konkreta; Abstrakta zur Beschreibung eines Standpunkts; Abstrakta zur schlagwortartigen Zusammenfassung; Kollektiva; Nomen Qualitatis; Nomen Acti; Nomen Actionis; Nomen Agentis; Nomen Loci; Personenbezeichnungen; Platzhalter-Substantive; relationale Substantive; temporale Abstrakta; valente Substantive; relationale Konkreta

Durch diese Suchfunktionalität kann man sich beispielsweise alle Phrasenkomposita mit dem Zweitglied Motto anzeigen lassen (z.B. "Dabei sein ist alles"-Motto), gezielt nach Bildungen mit deverbalen Zweitgliedern wie Denke suchen (z.B. Alles-für-alle-und-zwar-umsonst-Denke) oder nach Phrasenkomposita mit einer Personenbezeichnung filtern (z.B. "Isch kanne dire besorge"-Italiener; »Im-fremden-Bett-schlaf-ich-immer-schlecht-Sensibelchen«). Für jedes Phrasenkompositum wird dabei neben seiner Frequenz auch ein händisch ausgewählter Volltextbeleg angegeben, der die Verwendung und Bedeutung illustriert.2

Datengrundlage

PhrasKomp basiert auf dem Deutschen Referenzkorpus (Release 2011-I, erweitert um Belege aus dem Release 2023-I), und dokumentiert somit das schriftsprachliche Vorkommen von Phrasenkomposita. Für alle weiteren Details zur Datenerhebung und Annotation vgl. Hein (2015).

Anmerkungen

1. PhrasKomp basiert sowohl hinsichtlich der Daten als auch hinsichtlich der dahinterstehenden Musterkonzeption auf der Monographie „Phrasenkomposita im Deutschen“ (Hein 2015). Die Webanwendung wurde von Annelen Brunner entwickelt. Gianmarco Porro unterstütze bei der Recherche von Korpusbelegen zu solchen Phrasenkomposita, denen in der ursprünglichen Version des Inventars kein Beleg zugeordnet wurde.

2. Für einige Bildungen, die in der Ursprungsversion des Inventars keinen Beleg enthielten, mussten nachträglich Korpusbelege gesucht werden. In 62 dieser Fälle konnte im DeReKo-Release 2023-I leider nachträglich kein Beleg ermittelt werden.

Zitierform für PhrasKomp
Katrin Hein-Antonioli (2024): Phraskomp. Korpusbasiertes Inventar nominaler Phrasenkomposita(muster) im Deutschen (Version 1.0). Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, Mannheim. URL: uwv.ids-mannheim.de/phraskomp

Literatur

Katrin Hein. 2015. Phrasenkomposita im Deutschen. Empirische Untersuchung und konstruktionsgrammatische Modellierung (Studien zur deutschen Sprache 67). Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag.

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